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Wichtig!
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Langzeitanaloga

Schließlich gibt es noch die Gruppe der Langzeitanaloga, wie z.B. das Glargin (Lantus ®), ein langwirkendes Insulin zur Basalversorgung. Die längere Wirkung basiert u.a. auf dem Prinzip der Surfen-Insuline: Es ist im sauren Milieu (bei pH 4) löslich und fällt im pH-Milieu des Körpers (um die 7) dann aus. Diese Ausfällung in Form von kristallinem Insulin wird langsamer resorbiert. (Daher darf es auch nicht mit anderen Insulinen gemischt werden, denn das würde das pH-Milieu der Lösung verändern).
Insulin Glargin wird gentechnisch von E.Coli-Bakterien hergestellt. Die B-Kette wird dabei um zwei Aminosäuren verlängert und auf der A-Kette wird an Position 21 die Asparaginsäure gegen Glycin ausgetauscht. Durch diese Strukturveränderungen halten die Hexamere enger zusammen, was den zweiten Teil des Verzögerungsprinzips ausmacht. (Der ist aber eher latent beteiligt)

Es bietet gegenüber herkömmlichen NPH-Insulinen den Vorteil einer längeren Wirkdauer und einer gleichmäßigeren Wirkkurve, wodurch es allerdings auch nicht für jeden Diabetiker Mittel der Wahl ist (einige haben einen tageszeitlich stark schwankenden Insulinbedarf)
Die Wirkdauer wird mit 20-30 Stunden angegeben, weswegen es eigentlich recht egal sein sollte, zu welcher Tageszeit man es spritzt (solange ein 24 Stunden-Intervall eingehalten wird). In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass die Injektion am Abend einen möglicherweise erhöhten Nüchtern-BZ (im Sinne eines sanften Dawn) positiv beeinflussen kann, was für einen leichten Wirkgipfel in den frühen Morgenstunden spräche.
Auch gibt es Patienten, die mit einer einmal täglichen Lantusgabe eine Lücke in der Basalversorgung haben, so daß eine Aufteilung der Tagesdosis in zwei Gaben (morgens und abends) sinnvoll ist.
(Zu erkennen ist diese Lücke dann leicht daran, dass gegen Ende der Wirkdauer (meist am späten Nachmittag, wenn das Lantus nur abends gespritzt wird) der BZ auch ohne KH-Einfluss zu steigen beginnt)

Achtung!
Bei einer Umstellung von NPH auf Lantus sollte die Tagesdosis um 20-30% reduziert und dann schrittweise angepasst werden um Hypoglykämien (insbesondere in der Nacht) vorzubeugen. Auch die extrem lange Wirkung muss bei sportlichen Aktivitäten berücksichtigt werden. Anders als bei Intermediärinsulinen ist hier eine geplante Dosisreduktion zur Sportanpassung weniger sinnvoll als vielmehr die zusätzliche Gabe von "Sport-BE".

In jüngster Zeit werden Diabetiker unter Glargin-Therapie verunsichert, weil es unter Glargin in Experimenten mit Zellkulturen zu einer erhöhten Karzinomrate gekommen ist. Man muss jedoch erwähnen, dass die untersuchte Zelllinie eine ohnehin erhöhte Affinität zum IGF-1 (Insulin like growth factor-1) haben und daher auch schon körpereigenes Insulin hier eine mitogene Wirkung zeigt.

Ein weitere Vertreter der Langzeitanaloga ist das Insulin Detemir (Levemir®).Hier wurde an Position 30 der B-Kette das Threonin entfernt und eine Fettsäure an Position 29 der B-Kette hinzugefügt. Dadurch ist sein Verzögerungsmechanismus auf eine Bindung an Albumin zurückzuführen, weswegen es rein theoretisch sogar intravenös appliziert werden könnte (und trotzdem seine Verzögerung nicht verlöre).

In manchen Studien konnte Detemir damit punkten, dass es damit leichter war sein Körpergewicht zu reduzieren. Außerdem hat es sich gelegentlich als bessere Alternative zur Behandlung eines hormonell bedingt instabilen Diabetes (Brittle-Diabetes) erwiesen.

2014 kam dann ein neues Langzeitanalogon hinzu. Ebenfalls von Novo Nordisk das Insulin Degludec (Tresiba®), quasi ein Nachfolger des Levemir, denn auch hier wurde an Position 30 der B-Kette das Threonin entfernt und eine Fettsäure an Position 29 der B-Kette hinzugefügt (allerdings eine andere). Tresiba hat laut Hersteller eine Wirkdauer von bis zu 42 Stunden und könnte damit dem Ziel, Basalinsulin nur einmal täglich spritzen zu müssen und dennoch einen gleichmäßigen Wirkverlauf ohne große Neigungen zu Hypoglykämien zu haben, nahekommen.