Muss man zu Blutuntersuchungen eigentlich nüchtern sein?
Naja, es gibt schon einige Blutwerte, für die man nicht nüchtern sein muss. Für einige andere allerdings schon, und daher ist es im Zweifelsfall nie verkehrt, wenn man nüchtern zum Blutabnehmen kommt.
Und was genau kann man da alles untersuchen?
Oh, das ist ziemlich viel. Ich schlage vor, wir konzentrieren uns auf die gängigsten Untersuchungen wie z.B.:
Ich hab die der Einfachheit halber mal in einer Tabelle zusammengefasst:
Name |
Abkürzung |
Bedeutung |
Kleines Blutbild |
Erythrozyten |
Ery |
Rote Blutkörperchen. Sie transportieren den Sauerstoff zu den Zellen. Dementsprechend fühlt man sich auch schlapp und müde, wenn deren Zahl zu niedrig ist. |
Leukozyten |
Leuko |
Weiße Blutkörperchen. Aus ihnen besteht zu einem Großteil die körpereigene Abwehr, aber auch Zellen, die altes Zellmaterial entsorgen. Quasi Polizei und Müllabfuhr in einem. Liegt im Körper eine Entzündung vor, dann holt sich diese Polizeitruppe Verstärkung und die Anzahl der Leukozyten ist dann erhöht. |
Hämoglobin |
Hb |
Roter Blutfarbstoff. Er sitzt in den Erythrozyten und an ihn bindet sich in der Lunge der Sauerstoff, der zu den Zellen transportiert wird. Die Zellen atmen Kohlendioxid aus und das wird mit dem Hämoglobin zur Lunge transportiert und dort gegen Sauerstoff ausgetauscht. Ist zu wenig Hämoglobin im Körper spricht man auch von Blutarmut und verordnet Eisentabletten, weil Hämoglobin viel Eisen enthält. |
Hämatokrit |
Hk |
Die festen Bestandteile des Blutes, also die Summe aller Zellen im Blut. Ist dieser Wert zu hoch, dann ist das Blut ziemlich zähflüssig und das Risiko einer Thrombose steigt. |
Thrombozyten |
Thrombo |
Blutplättchen. Sie sind wichtig für die Blutgerinnung, denn sie decken wie Dachziegel eine Wunde ab. Ist ihre Zahl erniedrigt, dann dauert es länger bis eine Blutung "steht"; ist ihre Zahl zu hoch kommt es leichter zu Blutgerinnseln und damit zu Thrombosen. |
Mittleres Zellvolumen |
MCV |
Funktionsparameter für Erythrozyten. Zeigt an, wie hoch das Zellvolumen der Einzel-Erythrozyten im Durchschnitt ist. Bei einer Eisenmangel-Blutarmut ist dieser Wert erniedrigt. |
Mittlerer zellulärer Hämoglobingehalt |
MCH oder HBE |
Zeigt an, wie hoch der Hämoglobingehalt des einzelnen Erythrozyten ist. Wird für die Diagnose bestimmter Fälle von Anämie (=Blutarmut) benutzt. |
Großes Blutbild (wie kleines BB, plus genauer Differenzierung der Leukozyten; wird daher auch Differential-Blutbild genannt) |
Neutrophile (Granulozyten) |
Neutro |
Eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen wird auch "Granulozyten" genannt. Die neutrophilen kommen als Stabkernige oder Segmentkernige vor. Sie bilden den Hauptanteil der zellulären Körperabwehr. Daher ist ihre Zahl auch gerade zu Beginn einer Entzündungsreaktion erhöht. |
Basophile (Granulozyten> |
Baso |
Heißen so, weil sie sich mit basischen Farbstoffen anfärben lassen. (Basisch ist das Gegenteil von "sauer") |
Eosinophile (Granulozyten) |
Eos |
Eine Art "Fresszellen", denn sie können Bakterien und Gewebeabfälle umschlingen und somit quasi "auffressen". |
Monozyten |
Mono |
Das sind die größten der weißen Blutkörperchen und auch die stärksten "Fresszellen" |
Lymphozyten |
Lympho |
Sie sind die eigentlichen Abwehrzellen des Körpers. Unter ihnen gibt es auch sehr langlebige, die sich das "Bild" eines Erregers merken können. Somit kann die Abwehr bei einem erneuten Kontakt schneller reagieren. Werden nochmal unterteilt in B-Lymphozyten und T-Lymphozyten |
Retikulozyten |
Retik |
Sie sind eine Vorstufe der roten Blutkörperchen. Ist ihre Zahl zu niedrig, dann kann das auf eine Störung der Blutbildung hindeuten. Ist sie zu hoch kann das an einer Blutung oder einem chronischen Sauerstoffmangel liegen (Wenn die Zellen zu wenig Sauerstoff kriegen, versucht der Körper so die Zahl der Sauerstofflieferanten zu erhöhen) |
HbA1c |
Glykiertes Hämoglobin C |
HbA1c |
Gibt an, wieviel Prozent des roten Blutfarbstoffs mit Glucose "verzuckert" ist. Ist ein wichtiger Wert für Diabetiker, daher hier eine genaue Erklärung |
Glykiertes Hämoglobin |
HbA1 |
Das ist die Obergruppe von HbA1c und gibt den Prozentsatz allen "verzuckerten" Hämoglobins an. Vor der Spezialisierung in HbA1c (Verzuckerung nur mit Glucose) wurde das HbA1 zur Verlaufskontrolle genommen. Sein Wert ist etwas höher als das HbA1c, weil es auch die Verzuckerung mit anderen Zuckern (wie z.B. Fruchtzucker = Fructose) umfasst. |
Blutfette |
Triglyceride |
Tri |
Sie sind eine Speicherform von Fett und bestehen aus einem Molekül Glycerin und drei Fettsäuren. Aufgenommen werden sie mit der Nahrung, können aber auch von der Leber gebildet werden. Die Untersuchung der Blutfette sollte nach Möglichkeit nüchtern erfolgen. |
Cholesterin |
Chol |
Cholesterin ist nicht nur ein Nahrungsfett, sondern auch ein Baustein der Hormone Androgen, Östrogen, Aldosteron und Cortisol. Ist sein Wert zu hoch, dann besteht die Gefahr einer Atherosklerose (=Arterienverkalkung). Dadurch wiederum steigt das Risiko von Infarkten und Thrombosen (denn an den dann rauhen Gefäßwänden können sich leichter Gerinnsel bilden) |
High-Density-Lipoprotein |
HDL |
...ist das sogenannte "gute Cholesterin". Gut, denn je höher der Wert, desto geringer (statistisch) das Risiko von Atherosklerose. High-Density bedeutet soviel wie "hohe Dichte". |
Low-Density-Lipoprotein |
LDL |
Im Gegensatz zu HDL lagert sich das LDL-Cholesterin leicht an Gefäßwänden ab und begünstigt so die Entstehung einer Atherosklerose. Daher wird es oft auch als das "böse Cholesterin" bezeichnet. Also sollte der LDL-Wert auch möglichst niedrig sein. |
Leberwerte |
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase |
GOT |
Alles mit dem "Nachnamen" '-ase' ist ein Enzym, so auch diese Transaminase. Der Wortteil "Trans-" bedeutet soviel wie über, hinüber und "-amin-" deutet auf Aminosäure (Eiweißbaustein) hin. "Transaminasen" sind also Enzyme, die Aminosäuren umwandeln. Erhöht ist dieser Wert (wie auch die anderen Leberwerte) z.B. bei Leberfunktionsschäden; wenn also die Entgiftung durch die Leber nicht mehr gut genug funktioniert. Für den Diabetiker, der mit Tabletten behandelt wird sind die Leberwerte wichtig, denn eine Erhöhung der Werte ist meistens ein Signal, die Tablettendosis zu reduzieren oder ganz abzusetzen. (Weil die Leber sie dann nicht mehr im nötigen Umfang abbauen kann) |
Glutamat-Pyruvat-Transaminase |
GPT |
Auch bei diesem Enzym deutet eine Erhöhung auf eine Leberschädigung hin, wie z.B. durch eine Leberzirrhose, eine Leberentzündung (Hepatitis), aber auch eine mögliche Entzündung der Gallenblase (=Cholezystitis). |
Alkalische Phosphatase |
AP |
Bei erhöhter AP könnte ebenfalls ein Leberschaden vorliegen (z.B. auch durch Medikamente), es könnte aber auch ein Störung im Abfluss des Gallenganges sein. |
Gamma-Glutamyl-Transferase |
Gamma-GT, GGT oder γ-GT |
Gamma-GT ist das Sensibelchen unter den Leberwerten. Bei kleinen Schädigungen ist es oftmals der erste Wert, der sich etwas erhöht zeigt. Dann ist es keine schlechte Idee, die Leberwerte im Auge zu behalten und öfter zu kontrollieren. |
Nierenwerte |
Kreatinin |
Krea oder Crea |
Kreatinin ist ein Endprodukt des Muskelstoffwechsels und wird über die Niere ausgeschieden. Steigt dieser Wert über die Norm an, so ist das ein Zeichen für eine Störung der Nierenfunktion. Besonders Diabetiker (die ja ein höheres Risiko für Nierenschäden haben) sollten diesen Wert im Auge behalten. |
Kreatinin-Clearance |
Das ist eigentlich kein Wert sondern ein bestimmter Test, den man bei Verdacht auf eine Nierenfunktionsstörung durchführen kann. Dabei muss man 24 Stunden lang den Urin sammeln, dann die Menge messen, den Urin gut durchmischen und einen Teil in ein Sammelröhrchen abfüllen. Zusätzlich erfolgt eine Blutabnahme und dann wird vom Labor die Kreatinin-Konzentration im Urin und im Blut bestimmt. Aus den so ermittelten Werten kann dann eine Aussage über die Filtrationsleistung der Niere gemacht werden. Für nähere Informationen bitte hier klicken |
Bauchspeicheldrüsenwerte |
Amylase |
Amyl |
Amylasen sind Enzyme, die Stärke spalten können. Ein Teil davon wirkt schon im Mund (man bemerkt das, wenn Brot nach längerem kauen beginnt süßlich zu schmecken), die Hauptwirkung ist aber im Zwölffingerdarm (=Duodenum), in den der Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse mündet. Bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (=Pankreatitis) ist dieser Wert erhöht. |
Lipase |
Lip |
Die Lipasen sind fettspaltende Enzyme. Fett muss ja klein genug gespalten werden, damit es ins Blut überwechseln und dort zu den Zellen transportiert werden kann. Auch die Lipase ist bei einer Pankreatitis erhöht. |
Entzündungsparameter |
C-reaktives Protein |
CRP |
Das ist ein Eiweiß, das bei Entzündungen aller Art vermehrt gebildet wird. Eine Erhöhung weist auf eine mögliche Entzündung hin, sagt aber nicht welches Organsystem von dieser Entzündung betroffen ist. Es ist daher (wie alle Entzündungszeichen) ein unspezifischer Entzündungsparameter. |
Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit |
BSG oder BKS |
Bei dieser Untersuchung wird Blut ungerinnbar gemacht und dann in einem genormten Röhrchen aufgezogen. Bestimmte Proteine können nun (bei Vorliegen einer Entzündung) die roten Blutkörperchen beeinflussen (sie erhöhen die Fähigkeit zur Zusammenklumpung; die Aggregationsfähigkeit) und bewirken so ein schnelleres Absinken. Ist die BSG also erhöht ist das ein Hinweis auf eine Entzündung. |
Leukozyten |
Sie wurden zwar schon erwähnt, aber hier gehören sie auch hin. Ist ja auch klar: wenn eine Entzündung, also ein Angriff durch Bakterien stattfindet, dann ist auch die Zahl der Abwehrkräfte erhöht. |
Säure-Basen-Haushalt |
Die korrekte Bedeutung von Blut-pH ist "negativ dekadischer Logarithmus der Wasserstoffionen-Konzentration, aber das merken sich eh nur die wenigsten. Einfach pH-Wert reicht ja auch aus. Dieser Wert wird beim Arzt nur selten (wenn überhaupt) gemessen, sondern eher im Krankenhaus. Wie ja bekannt, ist die Ketoazidose eine gefürchtete Komplikation beim insulinpflichtigen Diabetiker. Und eine Azidose ist eine Übersäuerung des Blutes. Das heißt, der pH-Wert wird niedriger, als er eigentlich sein sollte. (Normal zwischen 7,37 und 7,43) Sinkt er unter 7,37, so nennt man das eine Azidose. Steigt er über 7,43 wäre es eine Alkalose (das Gegenteil von saurem Blut ist alkalisches Blut). Eine Azidose ist eine sehr ernste Komplikation und muss umgehend intensivmedizinisch behandelt werden. |
Wow, das war aber eine ganze Menge an Informationen. Aber trotzdem vermisse ich da etwas. Und zwar die normalen Werte. Ab wann ist ein Wert zu hoch und bis wohin ist er noch normal?
Das habe ich extra nicht dazugeschrieben. Diese Normwerte, bzw. dieser Referenzbereich kann von Labor zu Labor unterschiedlich sein.
Aber etwas Gutes hat das auch: ein Labor druckt nicht allein den absoluten Wert aus, sondern gibt immer auch den Referenzbereich an.
Daher ist es eine gute Idee beim Arzt zu fragen, ob man eine Kopie des Laborzettels bekommen kann. Ich habe bis jetzt noch keine Arztpraxis gesehen, wo das nicht möglich war.
Und das waren jetzt alle Untersuchungen die man machen kann?
Bei weitem noch nicht! Das war jetzt nur eine Auswahl der Blutwerte, die man bei einem Diabetiker regelmäßig untersuchen sollte. Wie regelmäßig, das erfährst du auf der nächsten Seite.
Das waren auch nur ganz knappe Erklärungen. Wenn dich die Laborwerte wirklich interessieren, dann empfehle ich dir einen Besuch auf http://www.netdoktor.de/
Dort findest du noch weiterführende Erklärungen und mehr Beispiele, bei welchen Erkrankungen die einzelnen Werte erhöht oder erniedrigt sind.
Diagnostik hat doch was mit Untersuchungen zu tun, oder?
Ja genau. "Diagnostik" umfasst all die Untersuchungen, mit denen man eine Krankheit erkennen will. Der Arzt will ja nicht einfach nur sagen "Sie sind Diabetiker", er will auch festlegen welcher Typ Diabetes vorliegt und ob schon Folgeschäden vorliegen.
Was denn für Folgeschäden?
Naja, wenn der Blutzucker lange Zeit zu hoch ist, dann kann das die Blutgefäße und die Nerven ziemlich schwer beeinträchtigen.
DIE NERVEN? Soll das etwa heißen als Diabetiker kann man meschugge werden?
Also erstens heißt das nicht "meschugge" sondern psychische Erkrankung; das ist ebenso eine Erkrankung wie eine Blinddarmentzündung oder ein Herzinfarkt, und zweitens...
`Tschuldigung, ich meinte ja nur...
...und zweitens haben die Nerven ganz andere Aufgaben. Wenn du in eine Glasscherbe trittst, was spürst du dann?
Na, dass es weh tut.
Eben. Und das wird durch die Nerven weitergeleitet. Und was machst du dann?
Ich hebe den Fuß hoch und sehe nach.
Und auch das wird über die Nerven geregelt. Sie geben einen Impuls an die Muskeln, dass du den Fuß anheben kannst und die Augen geben einen Nervenimpuls an das Gehirn mit dem Bild, das du da zu sehen bekommst.
Also sind die Nerven für das Fühlen, Sehen und die Muskeln zuständig?
Und für das Hören, Riechen, Schmecken und vieles mehr. Sie sind die Überträger von Informationen. Was wäre dann, wenn die Übertragung aus dem Fuß nicht mehr funktioniert und du trittst in eine Scherbe?
Hmmm... ich spüre das gar nicht?
Genau. Und dann läufst du lange mit einer Wunde durch die Gegend ohne davon zu wissen und sie vom Arzt versorgen zu lassen. Und die Wunde entzündet sich und das kann ganz böse enden.
Bei Diabetikern kann der hohe Blutzucker die Nerven schädigen, und dann kann genau so etwas passieren. Und deswegen untersucht man bei neuen Diabetikern, ob die Nerven schon geschädigt sind.
Aber wie? Die liegen doch im Körper und man kann sie nicht sehen? Röntgen?
Nein, auch mit einem Röntgengerät kann man die Nerven nicht sehen, weil sie dafür nicht die notwendige Dichte haben. Aber man kann überprüfen, ob der Patient noch alles in dem Maße fühlen kann, wie es bei einem Gesunden auch der Fall ist.
Dazu nimmt man z.B. eine Stimmgabel. Wenn man die anschlägt, dann vibriert sie ja. Und dann setzt man sie auf den Fuß und der Patient soll sagen, ab wann er sie nicht mehr spürt. Und der Arzt weiß ja bis zu welchem Punkt ein Gesunder etwas spürt.
Ja, weil er das selber spürt und der Patient muss das dann ja auch spüren.
Das denken viele. Aber in Wirklichkeit hat so eine Stimmgabel eine Anzeige. Je geringer die Schwingung ist, desto höher wandert die sichtbare Spitze dieser Anzeige. Und auf der Skale daneben kann der Arzt dann einen Wert ablesen.
Manche machen auch die Untersuchung mit einem sogenannten Mikrofilament. Das ist ein dünner Nylonfaden, der sich bei einem Druck von mehr als 10 Gramm durchbiegt.
Wenn der Diabetiker diesen Druck dann nicht mehr spürt ist das ein Zeichen dafür, dass mit seinem Druckempfinden etwas nicht stimmt. Übrigens kann man sich so ein Mikrofilament auch in der Apotheke kaufen und dann selbst zuhause von Zeit zu Zeit diese Untersuchung bei sich durchführen, das ist ja sehr einfach.
Damit wäre jetzt das Druckempfinden und das Vibrationsempfinden untersucht. Aber es gibt ja auch noch ein Temperaturempfinden.
Und dafür gibt es das sogenannte Tiptherm. Das ist ein Stab mit einem warmen und einem kalten Ende. Der Arzt hält es an den Fuß und der Patient soll sagen...
Ob er etwas Warmes oder etwas Kaltes spürt.
Ja, stimmt genau. Gut mitgedacht. Aber die Fußuntersuchung ist damit noch nicht zu Ende. Der Arzt sieht sich auch an, ob vielleicht schon Wunden vorhanden sind. Und er überprüft den Fußpuls.
Den kann man oben auf dem Fußrücken messen, der der Fußrücken-Arterie (Arteria dorsalis pedis, wie der Mediziner sagt). Es kann ja nicht nur eine Schädigung der Nerven vorliegen, sondern auch eine Schädigung der Durchblutung. Und zusätzlich kann man noch die Rekapillarisierung prüfen.
Die Rekappi-was?
Rekapillarisierung. Kapillare sind die kleinsten Blutgefäße. Sie liegen z.B. dicht unter der Haut. Wenn man die Haut kräftig eindrückt, dann wird die Stelle weiß, weil man dann die Blutzufuhr zu dieser Stelle unterbricht. Lässt man wieder los, dann kann man sehen wie das Blut zurückströmt, weil die Stelle wieder rötlich wird. Und diesen Vorgang nennt der Mediziner eben Rekapillarisierung. Geschieht das zu langsam, dann ist das ein Zeichen dafür, dass mit der Durchblutung etwas nicht stimmt.
Und natürlich schaut der Arzt auch nach, ob die Haut nicht zu trocken ist. Trockene Haut wird leicht rissig, und dann können Bakterien leichter eindringen.
Aber dann kann man doch mit Creme was machen, oder?
Ja natürlich. Am besten mit einer fetthaltigen Creme. Die meisten nehmen dann aber lieber "Bodylotion", weil sich das angenehmer auftragen lässt. Aber das kann die Haut noch zusätzlich austrocknen. Daher am besten reine Fettcreme verwenden.
Und untersucht der Arzt auch noch was anderes als nur die Füße?
Natürlich. Die Augen eines Diabetikers sollten auch untersucht werden. Wenn die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut (der Retina) geschädigt sind, dann kann das zur Retinopathie führen, also zur Erkrankung der Netzhaut. Ein paar sehr gute Fotos kannst du dir hier ansehen.
Natürlich macht diese Untersuchung der Augenarzt, also bekommt der Patient von seinem Hausarzt oder dem Diabetologen eine Überweisung zum Augenarzt.
Und wie kann der die Netzhaut so deutlich sehen?
Mit einer Art Lupe. Der Patient bekommt vor der Untersuchung Augentropfen, mit denen die Pupillen, also quasi die Fenster zur Netzhaut weit geöffnet werden. Das dauert ein paar Minuten und meistens wird zweimal getropft.
Tut das nicht weh? Oder brennt das im Auge?
Nein, gar nicht. Man merkt nur, dass man nach ein paar Minuten nicht mehr so scharf sehen kann und dass die Augen sehr lichtempfindlich werden. Deswegen sollte man zu einer solchen Untersuchung auch nicht mit dem Auto fahren und nach Möglichkeit eine Sonnenbrille für den Heimweg mitnehmen. Ganz besonders bei hellem Sonnenschein.
Verstehe. Und der Augenarzt sieht dann durch die weit geöffnete Pupille auf die Netzhaut und kann sehen, ob die sich verändert hat. Und wie lange dauert es, bis die Wirkung der Tropfen wieder nachlässt und man wieder richtig sehen kann?
Ein bis zwei Stunden würde ich da schon einkalkulieren.
Übrigens sind auch die Nieren eines Diabetikers bei zu hohem Blutzucker in Gefahr. Also muss man auch die Untersuchen. Und das macht man am besten durch eine Urinprobe.
Wie jetzt? Soll ich da etwa auf Kommando pinkeln?
So ungefähr. Der Arzt gibt dir einen kleinen Becher und da sollst du etwas Urin reinmachen. Das wird dann im Labor auf kleinste Eiweißspuren, das sogenannte Mikroalbumin untersucht.
Wieso denn gerade auf das?
Die Niere ist ja so eine Art Filter. Und wenn die kleinen Löcher in einem Filter zerreißen, dann passen da auch Stoffe durch, die normalerweise nicht durchpassen.
Ach, ich verstehe: normalerweise passt dieses Mikroalbumin nicht dadurch, und wenn es doch im Urin auftaucht, dann hat die Niere ein Loch.
Naja, so ungefähr jedenfalls.
Und Blutuntersuchungen werden gar nicht gemacht?
Oh doch. Aber dazu ist es besser, wenn ich dir das auf der nächsten Seite erkläre. Dann kann ich dir auch sagen, was all die Laborwerte zu bedeuten haben.