forum

Diskutieren Sie mit, indem Sie einfach auf das Bild oben klicken und sich im Forum anmelden...

In Ihrem eigenen Interesse:

Bitte befolgen Sie Tipps/Empfehlungen/Anregungen, die Sie hier oder anderswo im Internet gefunden haben, niemals, ohne das vorher mit Ihrem behandelnden Arzt, bzw. mit Ihrem Diabetesteam besprochen zu haben!

Wichtig!
- - - - - -

Laborwerte bei Diabetes

Der Doktor zeigt Gustl das Labor Ich würde sagen, wir fangen mal mit den rein diabetesbezogenen Blutuntersuchungen an. Am bekanntesten ist da sicher der oGTT, der orale Glucosetoleranztest. Manche nennen den auch "Zuckerbelastungstest", was irgendwie beides richtig ist.

Manchmal ist man sich nicht ganz sicher, ob ein Blutzuckerwert jetzt schon auf einen Diabetes hinweist oder nicht. In dem Fall kann man dann mit einem oGTT nachsehen, wie sich der Blutzucker verhält, wenn er plötzlich stark ansteigt.

Aber dazu muss man doch warten bis er ansteigt, oder?

Nein, man kann den Anstieg ja auch provozieren. Damit die Ergebnisse überall miteinander verglichen werden können hat man sich darauf geeinigt, den Test mit 75 Gramm Traubenzucker zu machen, das in Wasser aufgelöst zu trinken gereicht wird. Vorher misst man den Blutzucker (der Patient sollte dabei nüchtern sein, also noch nichts gegessen oder getrunken haben) und dann misst man den Blutzucker nach 2 Stunden erneut.
Manche machen auch zusätzliche Messungen nach 30 Minuten und/oder einer Stunde. Damit kann man dann eine Aussage treffen, wie schnell die Bauchspeicheldrüse das Insulin ausschüttet. Beim Typ 2 Diabetiker ist die nämlich oft etwas zu langsam.

Und was sagt der 2-Stunden Wert dann aus?

Es wird ja nicht nur der gemessen. Denk mal an den Nüchternwert.
Und die Antwort bekommst du in der Tabelle hier:

Diagnose Nüchtern BZ 2-Stunden BZ
Normwertig unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l)
Gestörter Nüchtern BZ 100-125 mg/dl (5,6-6,9 mmol/l)  
Gestörte Glucosetoleranz   140-199 mg/dl (7,8-11,0 mmol/l)
Diabetes gleich/mehr als 126 mg/dl
(7,0 mmol/l)
gleich/mehr als 200 mg/dl
(11,1 mmol/l)

Allerdings sollte man bedenken, dass eine Messung alleine noch nicht ausreicht um zu sagen "Dieser Wert bestätigt, dass sie Diabetes haben". Immerhin kann ja auch etwas Unvorhersehbares dazwischen gekommen sein. Deswegen muss ein solcher Wert immer nochmal an einem anderen Tag bestätigt werden.

Und was hat es mit diesen "gestörten" Sachen auf sich?

Das heißt nichts weiter, als dass es sich dabei um Werte handelt, die für einen Gesunden etwas zu hoch liegen. Solche "sachten" Erhöhungen findet man häufig in der Vorstufe eines Diabetes vom Typ 2.

Also wenn jemand so einen Wert hat, dann wird er gerade Typ 2?

So absolut kann man das nicht sagen. Zumindest hat er aber ein deutlich erhöhtes Risiko dazu.

Aber es gibt ja auch noch andere Untersuchungen.

Da wäre z.B. der C-Peptid Test.
Das C-Peptid ist ein Eiweiß, quasi ein Abfallprodukt, das bei der Bildung von Insulinmolekülen entsteht. Für jedes Insulinmolekül gibt es genau ein C-Peptid (Der Mediziner nennt diesen Umstand äquimolar). Und wenn man jetzt nachsieht, wieviel C-Peptid im Blut ist, dann kann man daraus rückschließen, wieviel Insulin von der Bauchspeicheldrüse noch gebildet wird.

Aber warum misst man dann nicht einfach die Insulinmenge?

Weil Insulin eine kürzere Halbwertzeit hat. Das ist die Dauer, bis nur noch die Hälfte einer Stoffmenge verfügbar ist. Insulin wandert ja in die Zellen und wird im Blut von Enzymen zersetzt. Also sind da Insulinmengen gebildet worden, die man aber nicht mehr erfassen kann. Und das C-Peptid hat eine längere Halbwertzeit. Es wird nicht so schnell abgebaut und daher kann man das leichter zählen.
Das ist in etwa so, als wollte ich am Abend wissen, wieviel du pro Tag trinkst. Die Flüssigkeitsmenge kann ich nicht mehr messen, die hast du ja schon getrunken. Aber ich kann die leeren Flaschen zählen und das umrechnen.

Dieses C-Peptid kann man nüchtern messen (also wenn der Patient noch nichts gegessen oder getrunken hat), man kann es aber auch nach einer Glukagon-Stimulation messen. Glukagon ist ja der Gegenspieler des Insulins. Es erhöht den Blutzucker, indem es die Leber dazu bringt Glucose freizusetzen. Spritzt man einem Menschen also Glukagon, dann steigt der Blutzucker und die Bauchspeicheldrüse bildet daraufhin Insulin. Und so kann man erkennen, wieviel Insulin sie bildet und ob das schnell genug geschieht.

Aber wozu ist das gut? Bei einem Diabetiker sieht man doch, dass zu wenig Insulin da ist, weil der Blutzucker zu hoch ist.

Das ist schon richtig, aber wir sehen damit ja nicht, ob jetzt zu wenig Insulin produziert wird - das nennt man einen absoluten Mangel, wie er beim Typ 1 vorkommt - oder ob zwar genug produziert wird aber nicht ausreichend wirkt - das wäre ein relativer Mangel, wie er beim Typ 2 vorkommt.

Ach so... Dann kann man mit dem C-Peptid feststellen, ob es ein Typ 1 oder ein Typ 2 ist.

Fast richtig. Wenn der Blutzucker hoch ist und das C-Peptid ist normal oder leicht erhöht, dann haben wir vermutlich einen Typ 2 vor uns. Aber wenn der Blutzucker zu hoch ist und das C-Peptid zu niedrig, dann kann das ein Typ 1 sein; es kann aber auch ein Typ 2 mit völlig erschöpfter Bauchspeicheldrüse sein.

Klingt kompliziert. Wie kann man denn dann sicher sein, dass es ein Typ 1 ist?

Na, du hast ja schon von Freddy gehört, dass ein Diabetes vom Typ 1 eine Autoimmunerkrankung ist. Die körpereigene Abwehr richtet sich gegen körpereigene Zellen. Und dazu bilden sich Antikörper. Und die kann man auch im Blut nachweisen.

Dazu macht man einen sogenannten Antikörpersuchtest. Und ganz speziell sucht man hier nach:

  • GAD-Antikörper (Glutamatdecarboxylase-spezifische Antikörper)
    GAD ist ein Eiweiß, das nur an den Insulinproduzierenden Zellen vorkommt. Eine bestimmte Eiweißstruktur eines Virus (des Coxsackie-Virus) hat jedoch eine starke Ähnlichkeit mit dem GAD. Man vermutet hier einen Zusammenhang mit einer vorausgegangenen Infektion mit dem Coxsackie-Virus (die unbemerkt verlaufen kann) und einer damit verbundenen Reaktion des Immunsystems, die sich gegen die insulinproduzierenden Zellen richtet.
  • ICA (Inselzell-Antikörper)
    Die Inselzellen sitzen auf der Bauchspeicheldrüse. Sie sind der Ort, wo das Insulin gebildet wird (von den Beta-Zellen).
  • IAA (Insulin-Autoantikörper)
    Das Auftreten dieser Antikörper ist altersabhängig. Während man es bei kleinen Kindern (um die 5 Jahre) fast immer findet, sind diese Antikörper nur bei 20% der erwachsenen Typ-1 Diabetiker zu finden. Ursache unbekannt.
  • IA2 (Antikörper gegen Tyrosin-Phosphatase)
    Auch das ist ein Eiweiß, wie es auf der Zellwand von Inselzellen vorkommt.


Und diese Zungenbrecher soll ich mir merken?

Ach woher... Ich hab sie nur mal alle erwähnt, damit du die Namen einmal gehört hast.

Lass uns das nochmal zusammenfassen. An Diabetesspezifischen Untersuchungen gibt es:

  • Den oralen Glucosetoleranztest
    Der zeigt, ob ein Diabetes droht oder schon besteht.
  • Den C-Peptidtest
    Der zeigt an, wieviel eigenes Insulin noch gebildet wird.
  • Der Antikörpersuchtest
    ...schließlich gibt Aufschluss darüber, ob der Diabetes durch eine Autoimmunerkrankung ausgelöst wurde

Und auf der nächsten Seite erkläre ich dann ein paar Bluttests, die man auch bei Nichtdiabetikern durchführt...