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Wichtig!
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Bewegung

Gustl trifft die Fitness-Tante Der Doc hat mich hierher geschickt. Er sagt, hier könne ich eine der wichtigsten Säulen der Diabetestherapie kennenlernen. Aber da muss er sich vertan haben. Das sieht ja wie eine Turnhalle aus...?!?

Da liegst du aber falsch: wir sind ein Fitness-Studio. Und hier kannst du sicher etwas über Therapie beim Diabetes lernen.

Wieso, bekommen die Leute bei euch etwa Medikamente?

Nein, eben nicht. Eine gute Diabetestherapie fängt schon viel feiner an: mit ausreichender Bewegung und einer gesunden Ernährung. Und ich kann dir hier beibringen, wie Bewegung den Blutzuckerspiegel verbessern kann. Dazu brauchst du aber das, was du bisher schon gelernt hast.

Lass mich raten: bestimmt die Sache mit der Energie?

Ja genau. Aber hier wollen wir das ganze noch ein bisschen verfeinern.
So ein Muskel wirkt ja wie ein Motor für den Körper: der Körper soll sich bewegen, und der Muskelmotor treibt ihn an. Aber wie du ja sicher weißt: jeder Motor braucht auch seine Energie, seinen Brennstoff, damit er läuft.

Ja, schon klar: das ist dann der Zucker, die Glucose.

Ja, auch. Aber eben nicht nur. Der Körper kann seine Energie auch aus Fett beziehen. Und von diesen beiden Energieträgern gibt es im Wesentlichen zwei Formen:

  • Glucose (freie Form des Zuckers)
  • Glykogen (Speicherform des Zuckers)
  • Freie Fettsäuren (freie Form der Fette)
  • Depotfett (Speicherform der Fett in den Fettzellen)

Und woher weiß der Körper, wann er sich welches nehmen soll?

Das entscheiden die Muskelzellen je nach Arbeit, die sie zu verrichten haben.
Im Ruhezustand, wenn man sich also kaum anstrengend bewegt, findet diese Energieversorgung hauptsächlich durch die Freien Fettsäuren (FFS) statt. Der Grund ist ein Sparsamkeitsprinzip: Fett hat doppelt soviel Energie wie Kohlenhydrate. Ein Gramm Kohlenhydrate hat etwa 4 kcal., aber ein Gramm Fett hat ca. 9 kcal. Wenn die Muskelarbeit anfängt, dann nimmt die Muskelzelle erstmal das, was sie eh schon hat.

...die Glucose!

Fast richtig: sie nimmt das Glykogen, also die gespeicherte Glucose.

Aber hieß es nicht mal, dass das Glykogen in der Leber gespeichert wird?

Na klar, da auch. Das ist sogar der größte Glykogenspeicher im Körper. Aber weil die Muskelzellen wissen, dass sie das regelmäßig brauchen, haben sie eben auch ihren eigenen kleinen Vorrat. Deine Mutter hat ja auch nicht nur Zucker für eine Tasse Kaffee im Haus, oder?

Nee, sie kauft das immer Kiloweise im Supermarkt.

Na siehst du: und die Leber ist Quasi ein Supermarkt für den Körper. Aber ein bisschen was haben die Muskelzellen auch eingelagert. Sie ziehen sich Glucose aus dem Blut in die Zelle...

...mit Hilfe des Insulins...

...genau - und den verwandeln sie dann in Glykogen, damit sie für später eine Reserve haben. Wenn dann die Muskelarbeit beginnt, dann haben sie sofort Brennstoff zur Verfügung. Natürlich reicht das nicht ewig, irgendwann muss Nachschub her.

Aus dem Supermarkt: der Leber.

Stimmt genau. Und dafür - das hast du ja schon in den Grundlagen gelernt gibt es das Glukagon. Glukagon bringt die Leber dazu, ihren Speichervorrat an Glykogen abzubauen und ins Blut abzugeben.

Aber steigt der Blutzucker dann nicht an?

Zunächst einmal schon. Aber da ja noch Insulin im Blut ist kann diese Glucose (die vorher Glykogen war) auch in die Muskelzelle reinkommen. Und dann ist da noch was: Der Muskel wird stärker durchblutet, weil er mehr Nährstoffe und Sauerstoff braucht. Und durch diese vermehrte Durchblutung steigt auch die Zahl der freien Insulinrezeptoren. Außerdem bewirken leere Glykogenspeicher, dass ein Glucosetransporter mehr Glucosemoleküle in die Zelle befördern kann.

Mit anderen Worten: Der Muskel wird Insulinempfindlicher!

Ja, okay, das war jetzt die Anfangsphase...

Nein, das ist schon die zweite Phase.

Aber das hast du gar nicht gesagt...?!

Nein, extra nicht: ich wollte dir so zeigen, dass diese ganzen Phasen keinen festen Start- oder Endpunkt haben. Sie gehen fließend ineinander über.

Man, das ist aber ganz schön kompliziert. Könnte man da nicht irgendein Bild zeichnen? Schema der Energieversorgung

Klar! Hier siehst du dann auch gleich, dass die Energie für den Muskel auch noch aus anderen Quellen kommt.

Sieht irgendwie komisch aus: da scheinen ja einige gar nicht bei Null zu beginnen...

Tun sie ja auch nicht. Wie gesagt: das ist ein fließender Übergang.

Und was hat es mit dieser Lipolyse auf sich?

Dazu kommen wir jetzt. Wie du ja siehst ist das sozusagen die dritte Phase in der Energieversorgung.
Wenn der Muskel mehr Arbeit als bisher verrichten soll, dann ist es für ihn auch besser, wenn er einen Treibstoff mit "mehr Power" nutzen kann. Und Fett hat ja doppelt soviel Kalorien wie Glucose. Kalorien sind übrigens die Maßeinheit für diese Energie.

Weil der Muskel insulinempfindlicher geworden ist braucht er auch nicht mehr soviel Insulin um an Glucose zu kommen. Also wird die Insulinausschüttung zurückgefahren. Insulin wirkt aber auch wie eine Bremse auf die Leber und die Fettzellen. Wenn diese Bremskraft jetzt nachlässt, dann kann mehr Fett abgebaut werden und in Form von "Freien Fettsäuren" (FFS) ins Blut abgegeben werden. Und mit dem Blut gelangt es dann zu den Muskelzellen.

Und die "Leberbremse"?

Na, wenn die wegfällt, dann kann die Leber nicht nur mehr von ihrem Speicher - dem Glykogen - abbauen, sie kann auch mehr Glucose neu zusammenbauen. Und das nennt man Gluconeogenese. (Gluco = Glucose; neo = neu; genese = Entstehung)
Und diese Gluconeogenese ist schließlich die vierte Phase.

Aber wozu wird die noch gebraucht? Ich dachte Fett hat viel mehr Power?

Sicher. Aber da ja am Anfang die Glykogen-Speicher im Muskel geleert wurden müssen die wieder aufgefüllt werden. Während die wieder aufgefüllt werden kann ein Glucosetransporter mehr Glucose in die Zellen schleusen als vorher. Das sind eben die Arbeiter der Zelle und die "sehen" quasi, dass die Regale mit dem Glykogen leer sind. Deshalb packen sie etwas kräftiger zu, um die wieder aufzufüllen.

Wenn also ein Insulinmolekül viel mehr ausrichten kann als sonst, dann ist der Körper insulinempfindlicher.
Diese Phase kann noch 12, 24 oder sogar 36 Stunden nach der körperlichen Anstrengung liegen. Weil dabei der Muskel mit Glucose wieder aufgefüllt wird nennt man das auch den "Muskelauffülleffekt"
Insulinspritzende Diabetiker müssen in dieser Zeit sehr vorsichtig sein und meistens auch ihre Insulindosis deutlich reduzieren, sonst droht ihnen eine Unterzuckerung.

Außerdem gibt es ja noch mehr Zellen als nur die Muskelzellen. Und die wollen auch mit Energie versorgt werden.

Man, da raucht mir aber schon ganz schön der Kopf...

Na, dann mach mal lieber eine kleine Pause. Und danach erkläre ich dir dann, was es mit aerob und anaerob auf sich hat.

Hört sich schon wieder so kompliziert an. Da schreibe ich mir lieber erstmal eine kleine Zusammenfassung in mein Tagebuch