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In Ihrem eigenen Interesse:

Bitte befolgen Sie Tipps/Empfehlungen/Anregungen, die Sie hier oder anderswo im Internet gefunden haben, niemals, ohne das vorher mit Ihrem behandelnden Arzt, bzw. mit Ihrem Diabetesteam besprochen zu haben!

Wichtig!
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Neuropathien

Eine metabolisch bedingte Polyneuropathie (z.B. bei Diabetes mellitus oder Nierenversagen) entwickelt sich langsam, über Monate oder Jahre. Sie beginnt oft mit sensiblen Störungen in den unteren Extremitäten meist mit distaler Betonung. Peripheres Kribbeln, Taubheitsgefühl, brennender Schmerz oder Ausfälle im Bereich der Vibrationsempfindungen stehen im Vordergrund.
Der Schmerz ist nachts häufig stärker und nimmt bei Berührung des betroffenen Bereichs oder bei Temperaturänderungen zu. So kann mitunter schon der Gebrauch einer Bettdecke unerträgliche Schmerzen auslösen.

In schweren Fällen können kutane Sensibilitätsausfälle objektiviert werden, typischerweise mit einer strumpf- oder handschuhförmigen Verteilung. Der Achillessehnenreflex oder andere Eigenreflexe sind vermindert oder fehlen.

Schmerzlose Geschwüre (neuropathische Gangrän) an den Zehen können auftreten, wenn der Sensibilitätsverlust tiefgreifend ist. (Wobei das neuropathische Gangrän typischerweise eher an den Fußsohlen lokalisiert ist, das makroangiopathische dagegen eher oberhalb der Sohlen)

Sensible oder reflektorische Ausfälle können zu Gangstörungen führen, Schwäche und Atrophie der Muskeln der distalen Gliedmaßen sind Ausdruck der Beteiligung motorischer Fasern.

Autonome Nerven können zusätzlich, aber auch ausschließlich erkrankt sein. Zeichen sind:

  • nächtliche Diarrhoe
  • Harn- oder Stuhlinkontinenz
  • Impotenz
  • orthostatische Hypotonie

Vasomotorische Symptome variieren: Die Haut kann blasser und trockener als normal sein, manchmal besteht eine dunkle Verfärbung. Es kann zu übermäßiger Schweißsekretion kommen.
Trophische Veränderungen mit glatter, durchscheinender Haut, eingefallenen oder zerfurchten Nägeln und Osteoporose sind häufig bei schweren und lang dauernden Erkrankungen.

Die Therapie besteht im Wesentlichen aus einer Besserung der diabetischen Stoffwechsellage (Behandlung der Grunderkrankung) und medikamentös mit hochdosiertem Vitamin B12 und Alpha-Liponsäure (z.B. Thioctacid®)

Allerdings ist dies seit 2004 nicht mehr ganz so einfach. Aufgrund des Fehlens wirklich aussagekräftiger Wirknachweise sind diese Präparate nämlich nicht rezeptpflichtig und werden von den Kassen nicht übernommen.

 

Makroangiopathien

Eine diabetische Makroangiopathie ist die beschleunigte Atherosklerose ("Verkalkung") der Arterien, häufig aufgrund von zu lange schlecht eingestelltem Diabetes:

Koronararterien (Herzkranzgefäße)

KHK (Koronare Herzkrankheit); dabei kommt es durch eine Verengung der Herzkranzgefäße zu einer ungenügenden Durchblutung der einzelnen Herzmuskelabschnitte. Diese Bereiche werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zu einem Sauerstoffmangelschmerz, der sogenannten

Angina pectoris führt. (brennender Schmerz hinter dem Brustbein, evtl. ausstrahlend in Schultern und Arme bis Unterkiefer, Atemnot). Im weiteren Verlauf kann das dann zum

Herzinfarkt führen. So nennt man den Untergang von Herzmuskelgewebe, weil es wegen absolut fehlender Durchblutung (durch eine totale Engstelle (Stenose)) abstirbt.

Periphere Arterien (Herzferne Arterien)

pAVK = Periphere arterielle Verschlusskrankheit; oft auch bekannt als "Raucherbein". Wegen der Gefäßverengung werden nachfolgende Gebiete nur noch mangelhaft mit Blut, und damit auch mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. In der Folge kommt es zu einem Abnehmen der Strecke, die man ohne Schmerzen gehen kann (Claudicatio intermittens oder auch "Schaufensterkrankheit" genannt) und ggf. zu schlecht heilenden Wunden an den Beinen (Ulcera cruris; "offenes Bein").
Weitere Infos hier

Zerebrale Arterien (Hirnarterien)

Hirninfarkt; ebenso wie beim Herzinfarkt kommt es hier zum Gewebsuntergang durch fehlende Durchblutung aufgrund einer absoluten Engstelle. Die Folge ist ein sogenannter "Apoplex" (Schlaganfall).
Wie auch schon bei der Angina pectoris, die eine Vorstufe zum Herzinfarkt ist, so gibt es auch Vorstufen zum Hirninfarkt. Je nach Schwere unterscheidet man zwischen
TIA (transistorische ischämische Attacke); zeitlich begrenzter Ausfall von Nervenfunktionen. Dies kann sich in Bewegungseinschränkungen, Sprach- und Bewusstseinsstörungen äußern.
PRIND (prolongiertes reversibles ischämisch neurologisches Defizit); ähnliche Symptome wie bei einer TIA, aber länger andauernd.
PRINS (partielle reversible ischämische neurologische Symptomatik); ähnlich wie bei PRIND, nur bildet sich hier nicht alles vollständig zurück.
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Nierenarterien

Sekundäre Hypertonie (Bluthochdruck durch eine Zusatzerkrankung; hier an den Nieren); werden die Nieren durch die Gefäßverengung schlecht durchblutet, so bilden sie vermehrt Renin, einen Stoff, der die Nierendurchblutung verbessern soll. Dieser hat aber auch eine Blutdrucksteigernde Wirkung auf den Gesamtorganismus.

Niereninsuffizienz (ungenügende Nierenleistung); wird meist durch ein Wechselspiel von Erkrankungen der großen und kleinen Arterien verursacht. Die Folge kann ein Anstieg der Harnpflichtigen Substanzen im Blut sein (erstes Warnzeichen: der Kreatinin-Wert bei der Blutuntersuchung ist erhöht und/oder es wird Eiweiß mit dem Urin ausgeschieden)
Weitere Infos hier

Ebenso wenig wie die Mikroangiopathie ist die Makroangiopathie aufzuhalten. Man kann aber durch günstige Beeinflussung der Risikofaktoren ihr Fortschreiten verlangsamen und so das Risiko senken, eine der möglichen Folgeerkrankungen zu erleiden. Risikofaktoren sind:
Hyperlipidämien
Schlecht eingestellter DM
Rauchen
Hypertonie
Übergewicht
Alkoholmissbrauch

In jungen Lebensjahren ist das Risiko von Erkrankungen der Nierengefäße am höchsten, mit zunehmendem Alter verschiebt es sich in Richtung Hirngefäß-/Herzgefäßerkrankungen.

Insbesondere dem Blutdruck ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, da er einerseits Symptom einer bereits bestehenden Nierenerkrankung und andererseits ein zusätzlicher Risikofaktor sein kann.
 

Spätkomplikationen (Folgeerkrankungen)

Vorrangiges Ziel einer Diabetes-Therapie ist nicht - wie man vielleicht meinen könnte - eine gute BZ-Einstellung, sondern die weitestgehende Vermeidung diabetischer Spätschäden! (Die gute BZ-Einstellung ist Mittel, um dieses Ziel nach Möglichkeit auch zu erreichen und hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es sich damit angenehmer lebt; denn man bleibt von den Symptomen einer Hyperglykämie (Durst, Harndrang, Abgeschlagenheit) verschont)
Unter diabetischen Spätschäden versteht man gesundheitliche Schädigungen, die ursächlich auf den DM zurückzuführen sind.

Im Wesentlichen unterscheidet man:
Diabetische Mikroangiopathie (Schäden an den kleinen Blutgefäßen)

  • Retinopathien (Schäden am Auge)
  • Gangrän (Abgestorbene Stellen am Fuß)
  • Nephropathie (Schäden an den Nieren)


Diabetische Makroangiopathie (Schäden an den großen Blutgefäßen)

  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzinfarkt
  • Hirninfarkt (Schlaganfall)
  • Arterielle Verschlusskrankheit
  • Bluthochdruck/Nierenerkrankungen


Diabetische Neuropathie (Schäden an den Nerven)

  • Brennende Schmerzen an den Extremitäten
  • Einschränkungen des Tastsinns
  • "Ameisenkribbeln"


Diabetische Spätschäden treten - wie der Name vermuten lässt - eher spät auf. Man rechnet hier in Jahren, je nachdem, wie stark die diabetische Stoffwechsellage beeinträchtigt war.
Und wie bereits erwähnt:

Nicht selten sind es die ersten diabetischen Spätschäden, die eine Verdachtsdiagnose »Diabetes mellitus Typ 2« überhaupt aufkommen lassen...

 

Mikroangiopathien

Davon betroffen sind fast alle Gewebe, denn die Mikroangiopathie stellt eine Schädigung der kleinsten Blutgefäße, der Kapillaren dar. Die Pathogenese (=Krankheitsentstehung) sowohl der Mikroangiopathien als auch der Neuropathien wird direkt auf den erhöhten Blutzucker zurückgeführt. (=Anlagerung von Glukosemolekülen an Gewebseiweiß; durch das Auslösen entzündlicher Prozesse in der Gefäßinnenwand Anrauhung derselben, was zur Atherosklerose führt).

Klinische Auswirkungen der Mikroangiopathien wären z.B.:

Retinopathien
(=Erkrankung der kleinen Blutgefäße in der Netzhaut des Auges) können unbemerkt zur Erblindung führen, der Krankheitsbeginn ist meist schleichend. Die meisten Chancen auf eine erfolgreiche Therapie hat man aber in einem möglichst frühen Stadium. Daher sollte jeder Diabetiker mindestens einmal jährlich dem Augenarzt vorgestellt werden. Werden sie rechtzeitig erkannt ist oft noch eine Intervention durch Laser-Therapie möglich.

Man unterscheidet eine Nicht-Proliferative Phase (= ohne Gewebswucherungen) oft als Vorstufe einer Proliferativen Phase (= mit Gewebswucherungen einhergehend). Häufig bilden sich Mikroaneurysmen an den neugebildeten Gefäßen, die dann zu Blutungen neigen. Grund für diese Proliferation ist, dass die durch den hohen BZ geschädigten Gefäße die Blutversorgung nur unzureichend sicherstellen und der Körper versucht Umgehungskreisläufe zu schaffen. Diese Proliferationen können bis zur Glaskörperabhebung gehen.
(Hintergrundinfos mit guten Bildern als PDF-Download)

Diabetische Gangrän
(=Abgestorbenes Gewebe, vor allem an den Füßen) vom Angiopathie-Typ (es gibt sie auch vom Neuropathie-Typ) sind nur schwer zu behandeln. Auf jeden Fall ist während einer solchen Behandlung strenges Einhalten einer guten Stoffwechselführung absolut geeignet, den Heilungsverlauf zu unterstützen. Da Diabetiker allgemein zu einer schlechten Wundheilung neigen, kommt es nicht selten bei diabetischem Gangrän zu einem Stadium, wo eine Amputation, bzw. ein großzügiges chirurgisches Ausschneiden unumgänglich wird.

Ein diabetisches Gangrän ist ein Untergang von Gewebe aufgrund unzureichender Durchblutung, ähnlich dem Dekubitus. Allerdings ist hier nicht immer Druck der auslösende Faktor, sondern oft reicht allein schon die angiopathische Primärschädigung zur Gewebsnekrose. Weiterhin begünstigen Druck durch unzureichendes Schuhwerk sowie externe Verletzungen bei eingeschränkter Wundheilung die Entstehung.
Daher gehört die Fußpflege eines Diabetikers u.U. in die Hände einer Fachkraft für medizinische Fußpflege!

Selbst kleinste Verletzungen können Komplikationen bis hin zur Amputationspflichtigkeit der betroffenen Extremität nach sich ziehen. Hervorgerufen durch die Fußpflege seitens einer nicht speziell dazu ausgebildeten Pflegekraft stellt so etwas einen schweren Pflegefehler dar!
(Hintergrundinfos mit guten Bildern)

Ist eine solche Schädigung bereits entstanden, gilt es sie zu therapieren. Nach sofortiger Rücksprache mit dem behandelnden Hausarzt beinhaltet eine solche Therapie die möglichst gute Einstellung der diabetischen Stoffwechsellage, eine weitestgehende Druckentlastung der betroffenen Extremität: keine engen, drückenden Schuhe, keine engen Socken (wenn es nicht anders geht kann man auch die Bündchen der Socken einschneiden, damit die nicht die Haut einschnüren), nach Möglichkeit keine zirkulären Verbände. (Ausnahmen sind - nach Anordnung durch den behandelnden Arzt - Kompressionsverbände oder Hilfsmittel zur Thromboseprophylaxe. Grund: man riskiert lieber den Verlust einer Extremität als den Verlust des Lebens durch Thrombose mit daraus möglicherweise resultierender Lungenembolie).

Evtl. kann - wenn noch nicht geschehen - die Durchblutungssituation durch Gabe von niedrigdosierten Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. ASS 100) verbessert werden.

Ein zielgerichtetes Wundmanagement, bei dem die Maßnahmen der jeweils aktuellen Wundsituation angepasst werden, trägt seinerseits entschieden zum Therapieverlauf bei. Grundsätzlich unterscheidet sich die Wundversorgung bei Gangrän nicht von anderen Wundversorgungen - mit Ausnahme der möglichst weitgehenden Druckentlastung.

Oft gilt heute der Grundsatz "Feuchte Wunden werden feucht behandelt, trockene Wunden trocken", dem ich mich auch anschließe. Wichtig ist, dass ein solcher Verbandwechsel unter aseptischen Bedingungen und in »None-Touch-Technik« durchgeführt wird.

Zur Wundreinigung empfehlen sich (sterile/s!) Ringer-Lösung, NaCl 0,9% oder Wasserstoffperoxid. Reinigung der Wundränder mit Hautdesinfektionsmittel (Kodan-Spray) und zur Wunde hin, da ein Gangrän als septische Wunde angesehen wird.

Die Wahl der Wundauflage wird durch das Sekretionsverhalten der Wunde bestimmt.
Für stark exsudierende Wunden empfehle ich eine absorbierende Wundauflage wie Kaltostat®, bei geringerer Sekretion Silber-Aktivkohle Auflagen. Ist die Wunde nur feucht und ohne nennenswerte Sekretion eignen sich Hydrokolloidverbände optimal zur Versorgung, da sie den Vorteil haben, die Wundreinigung durch enzymatische Abbauvorgänge des nekrotischen Gewebes zu beschleunigen. (Allerdings wirkt durch die Abbauvorgänge die Wunde bei den ersten Verbandwechseln oft größer, da ja totes Gewebe abgebaut wurde. Viele wechseln daraufhin erschrocken die Art der Wundversorgung, weil sie nicht wissen, das dies ja ein gewollter Prozess ist, der die Heilung beschleunigt.)

Ein weiterer Vorteil von Hydrokolloiden ist das beständig feuchte Wundmillieu, was seinerseits die Gewebsgranulation begünstigt. Hydrokolloide verkleben auch nicht mit dem Wundgrund, so dass ein Verbandwechsel auf schonende Art für das noch empfindliche neue Gewebe erfolgen kann. Stagniert der Heilungsverlauf über einen längeren Zeitraum, so ist der behandelnde Arzt hinzuzuziehen.

Diabetische Nephropathien
... liegen einem Großteil der heutigen Dialyse-Patienten zugrunde.
Unter diesem Überbegriff werden verschiedene Nierenerkrankungen zusammengefasst, deren Entstehung ursächlich auf den Diabetes zurückzuführen ist oder die durch den Diabetes begünstigt werden (»Diabetes als Risikofaktor«), wie etwa die Glomerulosklerose (Gefäßwandveränderungen in den funktionellen Anteilen der Niere), die diabetische Arteriosklerose in den großen Nierengefäßen, und die Pyelonephritis (Nierenentzündung).
Überhaupt scheint die Minderperfusion der Niere entzündliche Prozesse zu beschleunigen.

Die diabetische Nephropathie schreitet über 10-25 Jahre voran. Zu Beginn sieht man eine Hyperfiltration ohne Mikroalbuminurie (=Nachweis von Eiweiß im Urin), die sich im Verlauf zu einer um 20-50% über normal liegenden Urinmenge mit einer Mikroalbuminurie von > 300 mg/24 h weiterentwickelt.
Die Urinmenge normalisiert sich zeitgleich mit ersten Nierenschäden und dem Auftreten eines leichten Hypertonus, später kommt es zu einer deutlichen Hypertonie mit Proteinurie > 0,5 g/Tag. Eine schwere Proteinurie und eine fortschreitende Verschlechterung der Nierenleistung gehen der terminalen Niereninsuffizienz (=Nierenversagen) voraus.

Bei Proteinurie, diabetischer Retinopathie, Hypertonus und seit > 10 Jahren bestehendem Diabetes mellitus ist die Diagnose sehr wahrscheinlich. Andere Nierenerkrankungen müssen in Betracht gezogen werden, wenn eine schwere Proteinurie bei erst kurz bestehendem Diabetes mellitus, eine Makrohämaturie (=Blut im Urin) oder eine schnelle Abnahme der Urinmenge vorliegen bzw. auftreten. Eine Sicherung der Diagnose erfolgt durch Biopsie.
( Hintergrundinfos)

 

Ketose/Ketoazidose

Wenn ein Insulinmangel längerfristig anhält, so kann der Organismus seinen Energiebedarf nicht mehr aus Glucose decken, sondern verwertet freie Fettsäuren, die aus dem Abbau von Körperfett entstehen (das nennt man "Lipolyse"). Es entstehen dabei aber nicht nur freie Fettsäuren, sondern auch Ketonkörper, wie z.B. das Aceton.

Je nachdem, wie stark der Insulinmangel ist kann auch die Lipolyse stärker oder schwächer sein und viel oder wenig Ketone freisetzen.
Die Gefahr dabei ist, dass Ketone den pH-Wert des Blutes senken. Normalerweise liegt der pH bei 7,37 bis 7,43; wie man sieht ist das eine sehr geringe Spannweite.

Als pH-Neutral bezeichnet man einen pH-Wert von genau 7. Alles darunter nennt man sauer, alles darüber basisch. Unser Blut ist also leicht basisch und so muss es auch sein. Sinkt der pH nun (z.B. durch die Ketone), so wird man azidotisch. (Acid = Säure)

Die Auswirkungen auf das Gehirn sind wie bei vielen Vergiftungserscheinungen (die ja auch eine Azidose bewirken):

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Müdigkeit
  • Bewusstseinsveränderungen

Viele weniger gut geschulte Diabetiker verwechseln hier aber Ursache und Auswirkung:
zu Beginn der Veränderungen steigt der Spiegel an Ketonkörpern im Blut an. Dieser Zustand nennt sich Ketose und man kann ihn mit entsprechenden Teststreifen messen. Erst wenn dieser Zustand unbehandelt längere Zeit anhält und es durch weiteren Anstieg der Ketonkörper zu einem Absinken des Blut-pH unter 7,35 kommt spricht man von einer Ketoazidose. Die Azidose selber kann mit häuslichen Mitteln nicht gemessen werden, denn das für pH-Tests erhältliche "Lackmuspapier" ist dafür nicht empfindlich genug. Messen und damit zweifelsfrei diagnostizieren kann man eine Azidose nur mit einem speziellen Laborgerät zur Blutgasanalyse. Die Aussage "Ich habe eine Ketoazidose gemessen" ist also unkorrekt. Richtig müsste es heißen "Ich habe eine Ketose gemessen".

Auffällig bei Ketoazidotischen Patienten ist der Azetongeruch (riecht wie faule Äpfel) in der Atemluft. Eine unbehandelte Ketoazidose führt zum Koma und damit zum Tod des Patienten! Bei Azetongeruch und hohem BZ gehört ein Patient unverzüglich ins nächstgelegene Krankenhaus. Auch würde sich empfehlen bei ständig zu hohen BZs mal einen Ketonkörpertest mit Urinstreifen zu machen.

Die meisten Ketonteststreifen für Urin messen semiquantitativ, d.h. sie geben das Ergebnis in +, ++ oder +++ wieder (einfach, zweifach oder dreifach positiv). Es gibt auch BZ-Messgeräte, die Keton direkt im Blut messen können Allgemein ausreichend sind aber die Urinteststreifen, wenn sie ihr Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht überschritten haben.

Die Behandlung einer ketoazidotischen Störung erfordert eine gute Schulung und einen gewissen Mut zum Ungewöhnlichen, denn man darf hier mit dem Insulin nicht zimperlich sein.

In die Gefahr eine Ketoazidose zu erleiden kommen Diabetiker, die sich regelmäßig mit Insulin behandeln nur selten. Am meisten gefährdet sind hier jedoch die Pumpenträger.
Grund: bei ihnen gibt es nur ein sehr kleines Insulinreservoir unter der Haut, das dann natürlich auch nicht lange vorhält. (Im Gegensatz zur ICT, bei der ja das Basalinsulin kontinuierlich ins Blut abgegeben wird.
Kommt es dann zu einem Therapieversagen (Pumpe oder Katheter defekt, Katheter verrutscht oder abgeknickt oder ähnliches, siehe die 73 Gründe, warum ein erhöhter BZ nicht sinkt), so ist das Reservoir sehr rasch aufgebraucht und der Körper rutscht in einen Insulinmangel und somit in eine immer größer werdende Insulinresistenz.

Die freien Fettsäuren haben nämlich nicht nur die positive Eigenschaft, dass sie als Ersatzenergie dienen können, sie haben auch die negative Eigenschaft die Insulinwirkung in den Zellen einzuschränken.
Ist eine solche Fettsäure-Resistenz eingetreten, dann wird per se schon mal mehr Insulin benötigt, um sie zu durchbrechen.
Allerdings verschwindet so eine Resistenz nicht von jetzt auf gleich, das kann schon mal etliche Stunden anhalten.

Hier könnte ich jetzt aufzählen, nach welcher Strategie man am besten weiter vorgeht, aber warum das Rad neu erfinden?
Ich habe selbst die allerbesten Erfahrungen mit dem ABC-Schema nach Dr. Teupe gemacht.
Im wesentlichen unterteilt Dr. Teupe die Maßnahmen in drei Grade:

  • Schema A für Ketoazidose
  • Schema B für Fettsäureresistenz
  • Schema C für kurzzeitige BZ-Anstiege

Ich würde daher empfehlen an dieser Stelle dort weiterzulesen, denn mir ist mehr daran gelegen, dass Sie es von einem wirklichen Vollprofi erfahren, als daß ich hier jetzt versuche exakt diese Inhalte nur mit eigenen Worten wiederzugeben.

 

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