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Bitte befolgen Sie Tipps/Empfehlungen/Anregungen, die Sie hier oder anderswo im Internet gefunden haben, niemals, ohne das vorher mit Ihrem behandelnden Arzt, bzw. mit Ihrem Diabetesteam besprochen zu haben!

Wichtig!
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Cola - Light oder nicht Light?

Light oder nicht-Light?Vor der Frage stehen Diabetiker häufig, wenn sie eine Cola in einem Restaurant bestellen. Man war ja selbst beim Eingießen nicht dabei und an der Farbe kann man es nicht erkennen.

Manche sind zwar der Meinung, das könnte man am Geschmack erkennen, aber ganz so einfach ist das nicht. Schon gar nicht bei den ganzen Herstellern, die es gibt. Und wenn ich schon nicht sicher bin, ob der Kellner mir 'Light' oder 'Normal' gebracht hat - woher soll ich dann wissen, ob es wirklich der Hersteller ist, der auf der Karte steht?

Zum Glück haben viele Diabetiker, die ihre Insulindosis für das Essen berechnen müssen, aber auch ihr Messgerät dabei... zwinker

Früher, als es nur die Teststreifen gab, die mit einer Farbänderung auf Glukose reagiert haben, war das noch sehr einfach: wurde der Teststreifen nach dem Eintauchen in die Cola dunkelblau bis fast schon schwarz war das Ergebnis eindeutig: das war keine Cola light. (Diese Streifen kann man heute übrigens auch noch kaufen, und zwar hier: Klick mich)

Da die Technik bei den Teststreifen aber immer weiter fortgeschritten ist, ist das heutzutage leider nicht mehr so eindeutig. Manche Messgeräte erkennen keinen Unterschied mehr zwischen Cola und Cola Light.

Man kann sich aber auf einen solchen Fall vorbereiten, indem man es zuhause (wo man sicher sein kann, in welches Glas man die normale Cola und in welches man die Cola Light gefüllt hat) mal ausprobiert. Wenn man das - um auf Nummer sicher zu gehen - nochmal wiederholt, weiß man zumindest, welches Ergebnis das eigene Gerät bei Cola Light anzeigen müsste.

Und wenn der Test keine eindeutigen Unterschiede zeigt, dann kann man ja immer noch auf die Beta-Chek Teststreifen (siehe Link weiter oben) zurückgreifen. Zumindest ist man mit einem solchen Test auf der sicheren Seite und muss sich nicht fragen, wo der enorm hohe Blutzucker auf einmal herkommt...

 

FPE - Fett-Protein-Einheiten

Vor einigen Jahren hat man noch gelehrt, dass der insulinspritzende Diabetiker bei der Berechnung seines Bolus nur die Kohlenhydrate (KH) berücksichtigen muss. Jetzt hört man von vielen Seiten, dass auch für diese "FPE" Insulin benötigt wird. Was hat es eigentlich damit auf sich?

BausteineSo neu ist das ja nicht, denn es leitet sich eigentlich aus dem ab, was in jedem Körper geschieht: Nährstoffe (Kohlenhydrate, Eiweiß (=Protein) und Fett) werden vom Körper auf verschiedenste Art verwertet. Teilweise, indem sie in ihre kleinsten Bausteine zerlegt und dann anders wieder zusammengesetzt werden. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie bei einem Turm aus Legosteinen. Der gesamte Turm heißt >>Fett<< oder >>Eiweiß<< und besteht aus verschiedenen Bausteinen.

Die Bausteine der Eiweiße heißen Aminosäuren. Es gibt sie in verschiedensten Formen, mit verschiedenen Eigenschaften. Der Einfachheit halber stellen wir uns diese Eigenschaften mal als Farben vor. Eine dieser Eigenschaften nennt sich "glucogen", also "Zucker erzeugend". Das heißt nichts anderes, als dass diese Bausteine auch dafür benutzt werden können, Glucose zu erzeugen. In etwa so, als würde man sich aus einem Haufen Legosteine nur die roten raussuchen, um damit ein Haus zu bauen. Und der "Baumeister", der das vollbringen kann, ist vor allem die Leber. Sie kann also Glucose neu (='neo') entstehen lassen; generieren. Daher nennt man diesen Prozess auch "Gluconeogenese".

Das ist ein enorm wichtiger Prozess, denn alle Zellen des menschlichen Körpers benötigen Energie, also Brennstoff, um überleben zu können. Zwar können die meisten Zellen auch alternative Energiequellen nutzen, wie z.B. Fette oder Ketonkörper, aber es gibt auch Zellen, die ihre Energie ausschließlich und rund um die Uhr aus Glucose beziehen, nämlich die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die Zellen des Nebennierenmarks. Rund um die Uhr - 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche - muss also Glucose im Blut verfügbar sein.

Wenn der Mensch isst, dann ist das auch kein Problem. Meistens sind ja auch Kohlenhydrate dabei, die in ihre kleinsten Bausteine aufgespalten und dann ins Blut übernommen (resorbiert) werden. Allerdings kann der Mensch nicht ständig essen. Und für genau solche Zeiten springt dann die Leber mit ihrer Glucoseneubildung ein.

Neben diesen Bausteinen aus dem Eiweiß gibt es noch weitere, aus denen die Leber neue Glucose bilden kann. Da wären z.B. das Laktat und das Pyruvat. Beides sind Produkte, die beim Stoffwechsel anfallen. Die Leber übernimmt hier quasi die Rolle eines Recycling-Hofes, in dem solche Abbauprodukte gesammelt, wieder aufbereitet und dann dem Körper neu zur Verfügung gestellt werden.

Aber auch Glycerin, ein Baustein der in allen Fetten enthalten ist, kommt hier als neuer Baustein (Substrat) für die Glucoseneubildung zum Einsatz. In den Fetten ist Glycerin so etwas wie ein Bindeglied, das die einzelnen Fettsäuren zusammenhält. Im Körper werden diese Fettsäuren dann entweder gespeichert oder sie werden direkt zur Energiegewinnung herangezogen. Das Glycerin als "Verpackungsmaterial" landet dann nicht auf dem Müll, sondern wird in der Leber ebenfalls zur Herstellung neuer Glucose verwendet.

Dieser Vorgang der Glucoseneubildung dauert natürlich seine Zeit; bis etwa 6-8 Stunden nach dem Essen.

Und was hat das jetzt mit dem Insulin zu tun?

Das kann man relativ kurz erklären: wenn der Blutzucker eines insulinspritzenden Diabetikers steigt, dann nur deshalb, weil zu wenig Insulin wirksam ist!

Bis zu einer gewissen Menge an Fett und Eiweiß deckt das gespritzte Insulin auch die Glucose ab, die in der Leber neu gebildet wird. Insbesondere das Basalinsulin, aber auch ein Anteil des Mahlzeitenbolus ist dafür zuständig. Es kann aber vorkommen (insbesondere nach recht fetthaltigen Mahlzeiten am Abend; man denke da an die letzte Grillparty), dass der Blutzucker noch Stunden danach einfach zu hoch ist, obwohl man seinen Bolus für die Kohlenhydrate (also die BE oder KE) richtig berechnet hat. Man sollte dann beim Überlegen, warum der Blutzucker nicht da ist wo man ihn gern hätte, auch berücksichtigen, was genau man zuletzt gegessen hat. War dort viel Fett und Eiweiß enthalten, dann kann das auch dann am nächsten Morgen einen erhöhten Blutzucker verursachen, wenn er vor dem Schlafengehen eigentlich im Normbereich war.

Gilt das eigentlich für jeden Diabetiker?

Nein. Insbesondere Diabetiker, deren Bauchspeicheldrüse noch einen Anteil eigenes Insulin produziert (wie z.B. die meisten Typ-2-Diabetiker) können davon verschont bleiben. Bei ihnen reicht vielleicht die körpereigene Produktion nicht mehr aus, um eine kohlenhydratreiche Mahlzeit abzudecken. Aber diese kleinen Glucosemengen, die von der Glucoseneubildung der Leber quasi ins Blut 'tröpfeln', können sie schon noch selber kompensieren.

Muss man das jetzt für jede Mahlzeit berücksichtigen?

Nein, das ist nicht für jede Mahlzeit notwendig. Wie schon erwähnt: bis zu einer gewissen Menge ist der Insulinanteil dafür schon im Basalinsulin oder auch im Mahlzeitenbolus enthalten. Gesondert mit Insulin abdecken muss man eigentlich nur den Teil an Fett und Eiweiß, der über das normale Maß hinausgeht. Ganz gleich, ob man das jetzt als "Exzesskalorien" oder "Überhang" bezeichnet.

Tank leer?"Normal" steht hier übrigens völlig wertneutral. Es bedeutet nur: die Mengen an Fett und Eiweiß, die man auch gegessen hat, als man mit seinem Diabetesteam seine Dosierungen für Basal- und Bolusbedarf festgelegt hat.
Vergleichen kann man hier den Insulinverbrauch (Basal und Bolus) in etwa mit dem Benzinverbrauch eines Autos. Wenn man gewohnt ist, dieses Auto mit maximal 2 Personen zu fahren, dann ist man z.B. gewohnt, dass es 6,2 Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Das heißt auch: wenn ich alleine fahre, dann muss ich nicht dran denken evtl. etwas mehr zu tanken. Wohl aber, wenn ich mit 4 Personen in den Urlaub fahre und dazu auch den Kofferraum vollpacke. Hier werde ich mit 6,2 Litern auf 100 Kilometer niemals auskommen.

Erwähnenswert ist auch noch der Fakt, dass diese gesonderte Insulinierung von Fett/Eiweiß bei Menschen ohne eigene Insulinproduktion ganz besonders bei Mahlzeiten/Speisen mit wenigen Kohlenhydraten zum Tragen kommt. Für solche Mahlzeiten berechnet man ja anhand der Kohlenhydrate einen geringeren Mahlzeitenbolus!

Aber woher weiß ich denn, wieviel ich dann mehr spritzen muss?

Das kann man mit einer Faustregel grob vorausberechnen:
Pro 100 Kcal. an Fett oder Eiweiß, die man mit einer Mahlzeit zu sich nimmt, die mehr Fett/Eiweiß als normal enthält, nimmt man die Menge an Insulin, die man auch für eine BE/KE nehmen würde.

Wobei man ja weiß: ein Gramm Kohlenhydrate oder Eiweiß hat 4 kcal. und ein Gramm Fett hat 9 kcal.

Das klingt kompliziert, aber für den Alltag kann man es sich einfacher machen: einfach genau beobachten, wie der Blutzucker sich verhält. Am besten in einem Diabetestagebuch notieren, was man zuletzt gegessen hat, wenn der BZ zu hoch ansteigt. So bekommt man ein Gefühl dafür, welcher Gehalt an Fett/Eiweiß für die eigene Insulintherapie "normal" ist.
Und wenn dann die nächste Mahlzeit dieser FPE-Klasse ansteht (die nächste Pizza, der nächste Grillabend, der nächste Reibekuchen-Tag...), dann kann man diese Berechnungsweise mal probieren.

PizzaHier dazu mal ein Berechnungsbeispiel:

Laut FDDB hat eine Pizza Salami von Dr. Oetker

  • 887 kcal.
  • 84,2g Kohlenhydrate
  • 33g Eiweiß
  • 44,8g Fett

Ferner weiß man als gut geschulter Diabetiker: 12g KH = 1 BE; 1g KH = 4 kcal.; 1g Fett = 9 kcal.; 1g Eiweiß = 4 kcal.
Daraus ergibt sich für diese ganze Pizza:

  • 84:12=7 BE, die insgesamt 4 x 84 = 336 kcal. in den Kohlenhydraten haben
  • 887 kcal. - 336 kcal. = 551 Kcal. für Fett und Eiweiß
  • 551 geteilt durch 100 = 5,5 FPE

Hätte man zu dieser Tageszeit einen BE-Faktor von 1,5 ergäbe das für Insulin die Rechnung

  • 7 x 1,5 = 10,5 IE Insulin für die Kohlenhydrate
    plus
  • 5,5 x 1,5 = 8,25 IE für die Fett-Protein-Einheiten

Das ist die Berechnungsmethode, wie man sie in vielen Fachbüchern findet (z.B. "Pädiatrische Ernährungsmedizin"), oder wie sie auch auf dem DDG-Kongress 2010 von Frau Sabine Carstensen vorgestellt wurde (Hier in einem Vortrag der Diätassistentin/Diabetesberaterin DDG Frau Gisela Hogenaar).

Dennoch kann man nichts falsch machen, wenn man sich erstmal langsam herantastet, indem man z.B. die auf diese Art errechnete Insulindosis für FPE beim ersten Mal halbiert. Wenn eine BZ-Messung 6-8h später zeigt, dass der BZ wieder leicht gestiegen ist kann man dann die Dosis in der Zukunft ja wieder erhöhen.

Allerdings muss man noch etwas berücksichtigen. Und zwar die Tatsache, dass die Umwandlung von Fett- und Eiweiß-Bausteinen nicht sofort geschieht, sondern über einen längeren Zeitraum. D.h. auch das Insulin dafür wird nicht sofort gebraucht (wie das Insulin für die Kohlenhydrate), sondern auch erst später.

Und wie spritzt man das, wenn es erst später gebraucht wird?

Da kommt es ganz darauf an, wie man überhaupt sein Insulin spritzt: mit dem Pen oder mit der Pumpe.

Mit der Pumpe ist es natürlich am einfachsten, denn die hat dafür die Funktion "verzögerter Bolus", der bei den meisten Pumpen auch direkt mit einem Sofortbolus kombiniert werden kann (das nennt sich dann 'Dualbolus' oder 'Multiwave-Bolus'). Im Grunde ist ein verzögerter Bolus so etwas wie die Anweisung "Gib mir in den nächsten Stunden insgesamt 8 Einheiten zusätzlich, aber nicht "im Schuss", sondern tröpfelnd über 7 Stunden verteilt". Und damit für FPE wie geschaffen, denn ähnlich verteilt gibt dann auch die Leber die von ihr neu gebildete Glucose ins Blut ab.

Da man gerade für eine Pizza ja beides braucht (Sofortbolus für die Kohlenhydrate plus verzögerter Bolus für die FPE) hat sich hier für den Dualbolus auch schon der Spitzname "Pizzabolus" geprägt.

Von einigen Seiten wird - was die Dauer der Verzögerung angeht - eine Staffelung je nach FPE-Menge empfohlen:

  • 1 FPE = 3 Stunden verzögerter Bolus
  • 2 FPE = 4 Stunden verzögerter Bolus
  • 3 FPE = 5 Stunden verzögerter Bolus
  • 4 und mehr FPE = 7-8 Stunden verzögerter Bolus

Ich rate dazu das mit dem behandelnden Diabetesteam zu besprechen und dann auszuprobieren; danach je nach Ergebnis ggf. anpassen.

Mit dem Pen kann man das nicht ganz so präzise steuern wie mit der Pumpe, aber möglich ist das Prinzip der gesonderten FPE-Insulinierung auch hier. Dazu muss man sich nur vor Augen führen, dass jede Insulinklasse ihr eigenes Wirkspektrum hat und dass man dieses Wissen auch nutzen kann, um Insulinklassen bedarfsgerecht einzusetzen.

Da wir von einer Zeitspanne von 6-8h sprechen (die die Leber zum Umbau der Fett- und Eiweißbausteine zu Glucose braucht) kommen hier nur zwei Insulinklassen zur FPE-Insulinierung in Betracht. (Kurzzeitanaloga (wie Humalog®, NovoRapid® und Apidra®) wirken zu schnell und - wie die Bezeichnung schon sagt - zu kurz. Langzeit-Analoga entsprechend zu lang) Es verbleiben also:

  • Normalinsulin (wie z.B. Actrapid® oder 'Huminsulin Normal'®) mit einer Wirkdauer von 5-6 Stunden bei langsamerem Wirkmaximum; geeignet für geringe FPE-Mengen
  • NPH-Insulin (wie z.B. Protaphane® oder 'Huminsulin Basal'®) mit einer Wirkdauer von 8-12 Stunden bei langsamerem Wirkmaximum; geeignet für höhere FPE-Mengen

Ein Basalinsulin als Mahlzeitenbolus zu "missbrauchen" mag erstmal komisch klingen, aber man muss sich auch vor Augen halten, dass es hier nur in geringer Menge gespritzt wird. Und je kleiner die Menge, desto kürzer die Wirkdauer.

Früher hat man das aber nie machen müssen, warum denn jetzt auf einmal?

Die Frage kommt in solchen Diskussionen häufiger auf. Von "müssen" kann hier ja keine Rede sein. Wenn der Blutzucker nach einer Mahlzeit im Normbereich bleibt, dann kommt der Körper mit dieser Mahlzeit ganz offensichtlich klar und es gibt keinen Grund, in der Insulintherapie irgendetwas anders zu machen.

Wenn es aber Stunden nach einer Mahlzeit (wie z.B. am nächsten Morgen) zu scheinbar unerklärlichen BZ-Anstiegen kommt, dann hat man mit dem Verständnis des Prinzips "FPE/Fett-Protein-Einheit" jetzt einen Ansatz, mit dem man das mal kritisch hinterfragen kann.

Aber wie gesagt: alles erst mit dem behandelndem Diabetesteam besprechen.

(dazu kann man dieses Dokument ja hier downloaden, ausdrucken und mitnehmen)

Null Bock

Null Bock...oder: warum sollte man sich überhaupt um seinen Diabetes kümmern?

Das ist wie mit einem Hebel: auf der einen Seite ist die Gesundheit, auf der anderen eine Schale mit den ganzen schädigenden Einflüssen: Ungünstige Ernährung, Wochen ohne ausreichend Bewegung, Rauchen, Alkohol, Stress, Schlafmangel, zu hoher BZ usw. Alles was man in die Schale packt sind mehr oder weniger große Steinchen, die irgendwann den Hebelarm runterdrücken und so die Gesundheit kippen lassen. Das Dumme daran: man weiß nie, wieviele Steinchen man da noch reinlegen kann, bevor es kippt.

Auch wenn der BZ nur eine Stunde zu hoch ist: das ist ein Steinchen, weil es die Gefäßwände angreift. Und vermeiden kann man das nur, wenn man mit seinem DM richtig umgeht. Aber das nervt (auch wenn der Zeitaufwand täglich bei unter 5 Minuten liegt), kotzt einen an, geht einem auf den Sack. Es zeigt einem nämlich täglich, dass man benachteiligt ist: denen gegenüber, die keinen DM haben und sich nicht darum kümmern müssen. (Okay, wäre es nicht der DM würde man als Prügelknaben für die eigene Unzufriedenheit den Job, das Einkommen, das Auto oder was weiß ich hernehmen…)

Dabei lässt sich das alles eigentlich auf eine simple Frage reduzieren: „Wieviel bin ich mir im Moment gerade wert?“

Stellt euch doch mal vor, es ginge nicht um euch, sondern um einen Menschen den Ihr über alles liebt, der/die aber gerade die Arme eingegipst hat und sich deshalb nicht selber um seinen DM kümmern kann. Würdet Ihr da auch sagen „Kein Bock auf den Scheiß“, oder würdet Ihr euch den Ar… aufreißen, damit es diesem Menschen heute und in Zukunft so gut geht wie es möglich ist?

Konntet Ihr euch das vorstellen?

Fein!

Könnt Ihr euch auch vorstellen, dass dieser von euch so geliebte Mensch sich vorkommt, als hätte er/sie die Arme eingegipst und könnte nichts machen, wenn er/sie sieht, wie wenig Ihr euch in den Null-Bock-Phasen um EUREN Diabetes kümmert?

Auszeiten vom Diabetes sind wichtig, keine Frage. Seht nur zu, dass Sie nicht zu lange dauern. Ihr wisst nie, wieviele Steinchen Ihr noch in die Schale legen könnt…

Dawn oder Aufstehphänomen?

Mein BZ steigt nach dem Aufstehen rapide an, obwohl ich gar nichts esse. Woran kann das liegen?

Da gilt zunächst mal die Grundregel: Wenn der BZ steigt liegt ein Insulinmangel vor!

Es gibt dafür im Wesentlichen 2 mögliche Ursachen:

  1. Eine Lücke in der Basalversorgung.
    D.h. zu dem Zeitpunkt wo der Anstieg stattfindet wird grundsätzlich mehr Insulin benötigt als aus dem Depot im Unterhautfettgewebe „geliefert“ werden kann.
  2. Es ist das sogenannte „Aufstehphänomen“, also ein BZ-Anstieg durch einen hohen Spiegel an Insulin-Gegenspielern (=Hormone, die dem Insulin entgegengesetzt wirken)

Aufstehphänomen – was ist das?

Wenn man schläft, dann muss das Blut nicht gegen die Schwerkraft nach oben fließen. Im Stehen wird das durch Muskulatur der Blutgefäße, die deren Durchmesser beeinflusst geregelt: die Muskulatur zieht sich zusammen, dadurch werden die Gefäße enger und das Blut strömt stärker. Wie bei einem Gartenschlauch, wenn man den zusammenquetscht.

Nach längerer Zeit in der Waagerechten Lage entspannen sich diese Muskeln, weil das Blut auch so stark genug strömt. Würde man jetzt aufstehen und diese kleinen Muskeln würden sich nicht zusammenziehen, dann wäre die Strömung nicht mehr stark genug, um gegen die Schwerkraft anzukommen. Das Blut würde unten in den Beinen versacken, das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet, den Gehirnzellen ginge der Sauerstoff aus. Man bekäme Schwindelgefühle und würde nach einiger Zeit bewusstlos.

Dagegen reagiert der Körper, indem er Hormone freisetzt. Insbesondere das aus der Nebenniere stammende „Noradrenalin“. Dies bewirkt, dass sich die Gefäße zusammenziehen, der Blutdruck steigt und somit auch das Gehirn ausreichend durchblutet wird.

Noradrenalin ist aber auch ein Insulinantagonist; ein „Insulin-Gegenspieler“. Es setzt also die Wirkung des Insulins herab (unterbindet Sie aber nicht ganz). Einfach ausgedrückt: wenn ein Schwall Noradrenalin ins Blut kommt kann das Insulin nicht mehr so stark wirken wie ohne Noradrenalin.

In dem Fall liegt dann u.U. ein relativer Insulinmangel vor und der BZ beginnt deshalb zu steigen.

Und was kann man dagegen tun?

Damit der BZ normal bleibt ist es wünschenswert, dass sich BZ-senkende Stoffe (Insulin) auf der einen Seite und BZ-erhöhende Stoffe (Glucose aus dem Essen, Glucose aus der Leber und Insulin-Gegenspieler) auf der anderen Seite im Gleichgewicht befinden.

Das ist wie bei einer Badewanne, die mit wohlig warmen Wasser gefüllt werden soll: dreht man das heiße Wasser zu sehr auf wird es genauso unangenehm, als wenn man das kalte Wasser zu sehr aufdreht. Drehe ich also auf der einen Seite, dann muss ich auch auf der anderen Seite drehen.

Das gilt hier auch: schüttet der Körper vermehrt Insulin-Gegenspieler aus, dann muss ich (als Typ-1-Diabetiker) mit Insulin gegensteuern.

Das Folgende aber bitte unbedingt und in jedem Fall vorher mit dem behandelnden Diabetesteam absprechen und nicht „auf eigene Faust“ versuchen!

Das kann man mit kleinen Mengen Bolusinsulin machen. Die einen nennen es „Morgengupf“, die anderen „Aufstehinsulin“.
Das Prinzip ist einfach: wenn ich genau weiß, dass jeden Morgen nach dem Aufstehen der BZ zu steigen beginnt, dann ist das so ähnlich wie bei einem Brötchen – dafür spritze ich ja auch schon vor dem Essen die passende Menge Insulin. Nur dass man für das Aufstehphänomen auch dann spritzt, wenn man nicht anschließend etwas isst.

Welche Dosis Insulin man dafür braucht kann man nicht berechnen; das muss jeder für sich selbst ausprobieren. Hierbei gilt: mit der kleinstmöglichen Dosis anfangen, den BZ danach sehr genau kontrollieren (mindestens einmal pro Stunde), Traubenzucker für den Notfall bereithalten.

Wenn man das an zwei Tagen hintereinander gemacht hat und die Dosis nicht ausreichte kann man vorsichtig in kleinen Schritten erhöhen, bis es passt.

Am besten geeignet dafür ist Normalinsulin, weil Insulinanaloga (wie Humalog, NovoRapid oder Apidra) zu schnell und nicht lange genug wirken. Ausnahme: Pumpenträger, denn die können es auch als verzögerten Bolus abgeben.

Und wie kann ich feststellen, ob ich jetzt eine Basallücke oder ein Aufstehphänomen habe?

Das Basalinsulin soll ja die Basalversorgung mit Insulin sicherstellen. Es hält den ganzen Tag über die Einflüsse der Insulin-Gegenspieler und der Glucose aus der Leber unter Kontrolle, so dass der BZ nicht übermäßig steigt oder fällt (wenn man nichts isst und sich nicht außergewöhnlich viel bewegt).

Hier mal zwei Beispiele:

Hans und Gabi stehen von Montag bis Freitag jeden Morgen um 06:00 Uhr auf um zur Arbeit zu gehen. Frühstücken mögen sie nicht, Sie essen beide erst zu Mittag etwas. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass der BZ direkt nach dem Aufstehen immer zwischen 90 und 110 mg/dl liegt (5-6 mmol/l), drei Stunden später aber schon auf 150-160 mg/dl (8,3-8,9 mmol/l) angestiegen ist.
Am Wochenende steht Hans erst um 09:00 Uhr auf, mit einem BZ von 150-160 mg/dl.
Gabi steht um 08:00 Uhr auf, aber wie werktags auch mit einem BZ zwischen 90 und 110 mg/dl, ist dann nach zwei Stunden (ohne gefrühstückt zu haben) auch bei 150-160 mg/dl

Bei Hans ist der Anstieg an der Uhrzeit festzumachen. Hier ist eine Lücke in der Basalversorgung sehr wahrscheinlich.

Anders bei Gabi: hier folgt der BZ-Anstieg dem Zeitpunkt, zu dem Sie aufsteht, sich also von der waagerechten in die senkrechte Lage begibt. Das spricht schon sehr für ein Aufstehphänomen.

Und wie kommt es, dass manche einen Morgengupf brauchen und andere nicht?

Wie oben schon erwähnt sollten sich idealerweise Insulin und Gegenspieler im Gleichgewicht befinden. Erst wenn eine Seite zuviel Gewicht bekommt gerät das Gleichgewicht durcheinander.

Bei manchen Menschen werden mehr Hormone ausgeschüttet als bei anderen. Zudem ist die Insulinempfindlichkeit nicht bei jedem gleich. Und so kann es sein, dass der eine mit Insulin gegensteuern muss, während es beim anderen noch nicht nötig ist.

Aber wie gesagt: alles erst mit dem behandelndem Diabetesteam besprechen.

(dazu kann man dieses Dokument ja hier downloaden, ausdrucken und mitnehmen)