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Wichtig!
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Gliptine

Während GLP-1 bzw. GLP-1 Analoga nicht oral in Tablettenform verabreicht werden können (als Eiweißkörper würden sie dabei ebenso wie Insulin von der Magensäure zerstört werden) ist das bei der Substanzklasse der Gliptine schon möglich.

Wie nach Lesen des Grundlagenkapitels über die Inkretine zu vermuten ist, gibt es ja auch noch eine andere Methode, dem Körper die Auswirkungen von GLP-1 verfügbar zu machen. Die kurze Wirksamkeit von 1-2 Minuten des GLP-1 rührt ja daher, dass es dann von dem Enzym DPP-4 (Dipeptidyl-Peptidase 4) aufgelöst wird. Warum also nicht dieses Enzym hemmen und so die Wirkdauer des vom eigenen Körper hergestelltem GLP-1 verlängern? Ohne Enzyme, die es abbauen reichert sich ja der Spiegel der Inkretine weiter an und kann dann seine Auswirkungen haben:

  • Glucoseabhängige Stimulation der Betazellen ab einem BZ von mehr als 70 mg/dl (3,9 mmol/l), dadurch keine Hypoglykämien
  • Glucoseabhängige Unterdrückung der Glukagonsekretion bis zu einem BZ von kleiner als 50 mg/dl (2,8 mmol/l)
  • Verzögerung der Magenentleerung
  • Verringerung der Nahrungsaufnahme durch ein vermindertes Hungergefühl
  • Verringerung der Glucoseausschüttung durch die Leber
  • Protektive (=schützende) Wirkung auf die Betazellen

Was die Gliptine so interessant als Therapieoption macht ist nicht so sehr deren überragende Wirkung auf den Blutzucker, bzw. das HbA1c. Die ist in etwa vergleichbar mit denen der Sulfonylharnstoffe oder Glitazone.

Aber diese anderen OAD (=orale Antidiabetika) haben auch Nebenwirkungen, die man im Einzelfall gern vermeiden möchte. Gliptine bewirken durch eine Verstärkung der GLP-1 Wirkung eine vermehrte Sekretion von Insulin. Die Sulfonylharnstoffe (SH) tun das auch aber eben generell und nicht glukoseabhängig. Sinkt der BZ zu sehr ab, so erfolgt bei GLP-1 (Plasmaspiegel durch Gliptine gesteigert) keine weitere Insulinfreisetzung; anders als bei SH.

Außerdem steigt unter SH die Sekretionslast der Betazellen so stark an, dass vermehrt unfertiges Insulin als sogenanntes "Proinsulin" ins Blut abgegeben wird. Proinsulin nennt man es, wenn das Insulinmolekül noch nicht gefaltet und noch mit dem C-Peptid verbunden ist. Proinsulin hat an den Muskelzellen nur etwa 10% der Wirksamkeit, die reines Insulin (oder Insulinanaloga) hat, bei den Fettzellen jedoch schon 100% der Wirkung auf die Adipogenese, also den Aufbau von Fettmasse.

Insbesondere beim Organfett (=viszerales Fett; im Gegensatz zum Fett in der Haut) kann das schädliche Folgen mit sich bringen, weil vom Organfett Hormone und Eiweiße abgegeben werden (insbesondere Interleukin 6), die das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. (Übrigens ein weiterer Hinweis darauf, dass eine Fettabsaugung (Liposuktion) rein kosmetischen Charakter hat)

Auch bei den Glitazonen kann es Effekte geben, auf die man gern verzichten würde. Da wäre zum einen die erhöhte Wassereinlagerung (Ödembildung) und zum anderen gibt es Hinweise darauf, dass sich bei bestimmten Personen unter einer Glitazontherapie das kardiovaskuläre Risiko erhöht.

Und gerade das kardiovaskuläre Risiko, also das Risiko von Erkrankungen der Herzkranzgefäße, die zum Herzinfarkt oder zur Herzschwäche führen können, will man ja eigentlich mit der Diabetestherapie vermindern.

In Deutschland sind die Gliptine zugelassen in Kombinationstherapie mit Metformin oder Glitazonen. Die Auswirkungen auf das Körpergewicht stellt sich in den Studien als nicht so eindrucksvoll wie bei den GLP-1 Analoga heraus, wurde in der Praxis aber auch schon beobachtet.


 

Mögliche Nebenwirkungen:
Die meisten Nebenwirkungen rühren eher von den Begleitmedikamenten als von den Gliptinen her
Erfahrungen aus klinischen Studien:
Kombination mit Metformin: Schläfrigkeit, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Diarrhoe, erniedrigte Blutglukosewerte, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme.
Kombination mit einem Sulfonylharnstoff: Hypoglykämie.
Kombination mit Metformin u. einem Sulfonylharnstoff: Hypoglykämie, Obstipation.
Kombination mit einem Glitazon: Hypoglykämie, Flatulenz, periphere Ödeme.
Monotherapie: Kopfschmerzen, Hypoglykämien, Obstipation, Schwindel.
Zusätzlich unerwünschte Erfahrungen ungeachtet eines Kausalzusammenhangs: Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Osteoarthrose, Schmerzen in den Extremitäten.
Erfahrungen nach Markteinführung: Überempfindlichkeits-Reaktionen einschließlich Anaphylaxie, Angioödem, Hautausschlag

Gegenanzeigen:
Nicht zur Behandlung von Typ 1 Diabetes oder gegen klinische Ketoazidose

Wechselwirkungen:
Nur in Ausnahmefällen bekannt. Z.B. bei gleichzeitiger Einnahme von Digoxin kann sich die Digoxinwirkung verstärken.

Produkte: (Wirkstoffnamen in Klammern)
Januvia® (Sitagliptin)
Xelevia® (Sitagliptin)
Galvus® (Vildagliptin)
Onglyza® (Saxagliptin)

Kombipräparate: (Wirkstoffnamen in Klammern)
Janumet® (Sitagliptin + Metformin)
Velmetia® (Sitagliptin + Metformin)
Icandra® (Vildagliptin + Metformin)