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Meine Erfahrungen mit dem Abbott Freestyle Libre System

Dank der Unterstützung durch Abbott konnte ich selber das Freestyle Libre testen und möchte hier von meinen Erfahrungen berichten.

Ich habe den Sensor so angebracht, wie Abbott es in der Anleitung beschreibt: zunächst die Stelle an der Hinterseite des Oberarms desinfiziert, dann zusätzlich mit dem Alkoholpad die Haut entfettet und etwas gewartet, bis die Stelle getrocknet war. Den Applikator aufgesetzt und den Sensor gesetzt. Den Einstich habe ich nicht gespürt.

Nach 60 Minuten konnte ich den ersten Wert scannen. Ich hab natürlich auch eine Vergleichsmessung mit meinem Accu-Chek Mobile gemacht. Wie erwartet lag der Wert des Libre (während der gesamten 14 tägigen Testdauer) immer im gleichen Bereich wie die Vergleichsmessungen mit dem BZ-Messgerät. Die Abweichungen waren alle unter 30 mg/dl, wobei es zu den höheren Abweichungen kam, während der Messwert sich schnell geändert hat (was auf dem Libre durch senkrecht stehende Trendpfeile angezeigt wird)

Eine hundertprozentige Gleichheit habe ich auch nie erwartet, denn immerhin geht es um die Glukosewerte in zwei Medien: dem Blut und dem Zwischenzellwasser (interstitielle Flüssigkeit). Und es handelt sich bei Blutzuckermessgeräten zur Heimmessung auch nicht um Geräte, von denen man die gleiche Präzision wie von einem Laborgerät erwarten kann. Abweichungen von bis zu 15% sind bei Messwerten über 100 mg/dl selbst bei der neuen und strengeren ISO-Norm 15197:2013 erlaubt.

Was das bewirken kann, kann man sich bei einem Laborwert von 200 mg/dl leicht vorstellen: er könnte dann vom Messgerät als 170 oder 230 angezeigt werden. Beides läge innerhalb der erlaubten Norm. Deswegen war meine Erwartungshaltung auch nicht eine absolute Übereinstimmung, sondern eher dass es in den Bereich passt. Und dass mein Accu-Chek Mobile ziemlich genau misst konnte ich schon feststellen. Der berechnete HbA1c aus den Mobile-Messwerten lag bei 7,3%, der konkrete Laborwert für diesen Zeitraum bei 7,2%

In den ersten Tagen habe ich den gescannten Wert noch häufiger durch eine normale BZ-Messung kontrolliert. Als ich dann aber feststellte, dass der gescannte Wert eigentlich immer ziemlich genau zum BZ-Wert passte habe ich mir dann auch die Frage gestellt: Warum stechen, wenn ich auch scannen kann?

Und was hat sich in der Zeit verändert?

Einiges!

Zunächst mal habe ich wesentlich häufiger gescannt, als ich früher gemessen habe. Ein Teil davon war sicherlich „Spieltrieb“: ein neues Gerät auszuprobieren ist ja immer verlockend. Ein nicht zu unterschätzender Teil aber auch Neugier, was wohl mit dem Glukosewert passiert, wenn ich dies und jenes mache. Z.B. nach dem Essen häufiger zu scannen um zu sehen, wie und ab wann sich der Wert ändert.

Oder vor dem Essen: während ich sonst immer einen festen Spritz-Ess-Abstand eingehalten habe, habe ich mir mit dem Libre angewöhnt, erst bei Unterschreiten eines Grenzwertes, bzw. wenn der Glukosewert anfing zu sinken mit der Mahlzeit zu beginnen.

Natürlich habe ich die Tragezeit des Sensors auch dazu genutzt, meine Basalraten zu überprüfen. Insbesondere bei den nächtlichen Basaltests habe ich den Sensor sehr zu schätzen gelernt, denn hier musste ich erstmals nicht den Wecker stellen. Ich konnte ja ganz einfach am nächsten Morgen ablesen, wie die Nacht verlaufen ist.

Gefallen hat mir auch die Nutzung beim Autofahren. Beim Ampelstopp mal eben den Glukosewert zu scannen hat schon was. Das ist ja auch ein Vorteil, bzw. ein Grund, aus dem man gerne mal scannt: es geht schneller als jede herkömmliche BZ-Messung. Und damit meine ich nicht mal die Messungen vor 30 Jahren, mit dem Reflolux, die noch 2 Minuten gedauert hat. Auch mein Accu-Chek Mobile ist nicht so schnell wie das Libre.

Messungen durch Kleidung hindurch ist auch kein Problem, selbst bei einer dicken Winterjacke nicht. Ich denke das macht die Bestimmung des Glukosewerts noch um einiges diskreter, als man es von herkömmlichen Messgeräten gewohnt ist.

BZ-Messungen habe ich sonst immer nur durchgeführt um zu sehen, ob ich evtl. eine Korrektur brauche oder um mein Mahlzeiteninsulin zu berechnen. Mit dem Libre habe ich aber auch öfter zwischendurch kontrolliert. Manchmal, bei höheren oder steigenden Werten, war ich dann schon versucht da einzugreifen. Ich habe aber auch dann immer den Grundsatz berücksichtigt, nie in ein noch laufendes Insulinprofil zu korrigieren.

Aber auch die 14 Tage meines Sensors waren irgendwann vorbei. Ich hatte ihn – aus der Befürchtung heraus er könne sich von der Haut lösen – noch zusätzlich mit einem Stück Fixomull Stretch fixiert (wie ich es bei meinem Insulinkatheter gewohnt bin). Das Fixomull Stretch hat sich fast schon von selbst nach diesen 14 Tagen gelöst. Der Sensor hingegen saß noch so fest auf der Haut, dass ich schon drüber nachdachte, ob er evtl. chirurgisch entfernt werden müsste. Er wird sicher nicht bei jedem so fest sitzen, dazu sind die Hauttypen zu unterschiedlich. Aber er saß deutlich fester als alle Insulinkatheter, die ich bisher getragen habe.

Die Frage „Brauche ich so etwas wirklich um meinen Glukose-Stoffwechsel im Griff zu haben oder reicht auch eine herkömmliche BZ-Messung?“ ist aus meiner Sicht in etwa vergleichbar mit der Frage „Brauche ich wirklich einen Mercedes um in die Stadt zu fahren oder reicht auch der Linienbus?“.

Wenn man mit dem Libre arbeiten kann ist es deutlich angenehmer, bequemer, bietet ein gewisses „Feel-good“-Erlebnis. Aber eben nicht nur das. Es bietet auch Erkenntnisse jenseits der alteingefahrenen Wege. Man schaut genauer hin, kann auch neue Motivation daraus schöpfen. Denn wer nutzt schon ein solches System und schaut dann weg ohne etwas zu tun, wenn ihm das Gesehene nicht gefällt?

Meine ursprüngliche Haltung „kann ganz hilfreich sein, um 3-4 mal im Jahr einen Basaltest zu machen“ hat sich jedenfalls geändert. Jetzt, nachdem ich „Blut geleckt“ habe möchte ich es auch regelmäßig nutzen.

Leider ist das aktuell (Dezember 2014) nicht möglich, da neue Kunden derzeit vom Abbott-Shop nicht angenommen werden. Das soll sich aber im ersten Quartal 2015 ändern und dann werde ich da auch Nachschub an Sensoren ordern. Und natürlich hoffen, dass schon bald auch von den Krankenkassen die Kosten dafür übernommen werden.